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Oskar Lafontaine: Porträt: Der "Napoleon von der Saar"

Oskar Lafontaine ist ein Techniker der Macht, Instinktpolitiker und Genussmensch.

Berlin (10.06.2005, 10:31 Uhr) - Gut sechs Jahre nach seinem spektakulären Abschied von der großen politischen Bühne und seinem Austritt aus der SPD Ende Mai will er nun für das angestrebte Linksbündnis aus PDS und der Wahlalternative Arbeit und Sozial Gerechtigkeit (WASG) kandidieren.

Oskar Lafontaine wurde 1943 in Saarlouis in eine katholische Arbeiterfamilie geboren. Mit 32 Jahren (1976) wurde er, vom linken Flügelmann zum pragmatischen Technokraten gewandelt, Oberbürgermeister von Saarbrücken. Er war damit jüngstes Oberhaupt einer deutschen Großstadt.

Mit 41 Jahren wurde der «Napoleon von der Saar» Ministerpräsident (1985) und mit 47 Jahren jüngster Kanzlerkandidat für die SPD. Im Wahlkampf 1990 wurde er lebensgefährlich am Hals verletzt, eine geistesgestörte Frau war mit einem Messer auf ihn losgegangen.

In den 90er Jahren machte Lafontaine Schlagzeilen - zunächst mit einer Affäre um Ruhestandsgeld aus seiner Oberbürgermeisterzeit und später mit einer Rotlichtaffäre um allerdings nie nachgewiesene Kontakte zur Saarbrücker Halbwelt.

Lafontaine zählte mit Gerhard Schröder und Rudolf Scharping weiter zur SPD-Führungsmannschaft (Troika). 1995 entthronte er mit einer mitreißenden Parteitagsrede den SPD-Vorsitzenden Scharping und übernahm dessen Amt. Im Wahlkampf 1998 ließ er Schröder den Vortritt als Kanzlerkandidat und wurde nach dem rot-grünen Sieg sein Finanzminister.

Zwischen beide Parteifreunde passte «nicht einmal ein Blatt» hieß es - bis es zum Bruch kam, nach nur fünf Monaten («schlechtes Mannschaftsspiel»). Lafontaine warf hin: Ministeramt, SPD-Vorsitz, Bundestagsmandat.

Der Diplom-Physiker Lafontaine gilt nicht nur in seiner Partei als medienbewusster Machttechniker, dem es an Selbstvertrauen nicht gebricht. Lafontaine machte selten einen Hehl daraus, dass er die besseren Rezepte für Deutschlands Krise zu haben glaubt. Sein Herz schlage immer noch links, wie er in seinem gleichnamigen Buch nach dem Rücktritt klarstellte - und davon habe sich die Regierung zu weit entfernt. Als Talkshow-Gast und als Kolumnist der «Bild»-Zeitung hatte Lafontaine eine konstante Medienpräsenz. In dritter Ehe ist er mit Christa Müller verheiratet, die beiden haben einen gemeinsamen Sohn. (tso)

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