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Ostanatolien: Armenier feiern Gottesdienst in Ostanatolien

Zum ersten Mal seit 95 Jahren haben die Armenier am Sonntag einen Gottesdienst auf der Insel Akdamar in Ostanatolien zelebrieren dürfen.

Rund 4000 Gläubige nahmen an der Zeremonie in der rund tausend Jahre alten Heilig-Kreuz-Kirche im Südosten der Türkei teil.

Der amtierende Istanbuler Patriarch Aram Atesyan, der den Gottesdienst leitete, dankte den türkischen Behörden für die Genehmigung. Unter den Gästen waren nicht nur viele Armenier aus der Türkei, sondern auch aus Armenien, den USA, aus Europa, dem Iran und Syrien. Auch die muslimische Bevölkerung in der Gegend um Van habe Anteil genommen und „sich mit uns gefreut“, sagte Atesyan.

Bis zum Jahr 1915 war die Gegend um den Van-See ein Zentrum armenischen Lebens in Anatolien. Dann wurden die Armenier wie überall auf dem Gebiet der heutigen Türkei bei Massakern und Todesmärschen ermordet. Aber in Van wehrten sich die Armenier. Hier wurden nicht nur armenische Zivilisten ermordet, hier töteten armenische Partisanen auch Türken und Kurden. Die blutige Vorgeschichte machte den Gottesdienst auf Akdamar zu einem historischen Ereignis.

Vor fünf Jahren hatte die Regierung von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan die uralte Kirche restaurieren lassen. Doch bisher war das Gotteshaus ausschließlich ein Museum – künftig dürfen die Armenier hier jedes Jahr einen Gottesdienst zelebrieren. Vor wenigen Wochen hatte Erdogan den griechisch-orthodoxen Christen einen ähnlich wichtigen Gottesdienst erlaubt. Der Regierungschef sagte kürzlich, die Erlaubnis für die Zeremonie auf Akdamar spiegele die tolerante „Weltsicht“ der Türkei wider. „Ich hoffe, dass dies nicht unbeantwortet bleibt“, fügte er mit Blick auf die schwierigen Beziehungen zu Armenien hinzu.

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