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Politik: Ottawa über Exekution empört - Freundschaft in Scherben

"Ist dies Tran Hieu? Deine Frau ist tot.

"Ist dies Tran Hieu? Deine Frau ist tot. Sie haben sie umgebracht." Mit diesen Worten informierte ein anonymer Anrufer vergangene Woche in Hanoi den Kanadier vietnamesischer Herkunft von der Hinrichtung seiner Ehefrau durch ein vietnamesisches Erschießungskommando. (43), Ex-Bootsflüchtling, wohnhaft in Toronto, längst ausgestattet mit einem kanadischen Pass, ist die erste Kanadierin, die wegen angeblichen Rauschgiftschmuggels hingerichtet wurde. Sie war auf einem Besuch in ihrem Herkunftsland verhaftet und 1997 in Hanoi wegen Schmuggels von 4,5 Kilo Heroin verurteilt worden. Es steckte im Reisegepäck, in einem Paket mit Lackgemälden, das sie für 100 Dollar von Hanoi nach Toronto transportieren wollte - "für Bekannte eines Nachbarn".

Nguyen Thi Hiep half es nicht, dass die kanadische Polizei Entlastungsdokumente zusammengestellt hatte. Sie hatte auf dem Flughafen von Toronto eine Frau abgefangen, die 2,5 Kilo Heroin aus Vietnam mitgebracht hatte. Die Frau lebt auf freiem Fuss, ihre Unschuld ist erwiesen. Statt ihrer brachte die kanadische Justiz den Asiaten Phu Hoa hinter Gitter, Mitglied einer internationalen Rauschgiftbande, wie sie jede Großstadt Europas und Nordamerikas kennt. Die vietnamesisch-kanadischen Frauen, die ihre alte Heimat besuchten, waren die naiven Kuriere, die Warnungen aus dem Wind schlugen, nichts Fremdes im Fluggepäck mitzunehmen.

Mit der Exekution liegen die guten Beziehungen zwischen Kanada und Vietnam in Scherben. Alle ministeriellen Beziehungen sind storniert, über weitere Entwicklungspläne wird nicht mehr verhandelt, mit Kanadas Kampagne zugunsten Vietnams Mitgliedschaft in der Welthandelsorganisation ist es vorbei. Die "reine Wut" habe sie gespürt, bekannte die kanadische Staatsministerin für Internationale Kooperation, Maria Minna, diese Woche, "denn ich dachte, dass wir ein Land waren, das freundschaftlich mit Vietnam umging".

Kanada, die humanitär handelnde Mittelmacht im Vietnamkrieg und danach, fühlt sich düpiert. Vielleicht war deshalb der Schock über die Exekution so groß, die am Vorabend der Feiern zum Kriegsende in Vietnam vollzogen wurde. Kanada gab 200 000 vietnamesischen Flüchtlingen eine neue Heimat, und bot gleichzeitig Zuflucht für den größten Exodus von US-Bürgern seit der Amerikanischen Revolution, die als Deserteure und Kriegsdienstverweigerer nach Norden flüchteten.

Barbara Halsig

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