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Bhutto Pakistan

© AFP

Pakistan: Anschlag auf Ex-Premier Bhutto - mindestens 130 Tote

Bei einem der blutigsten Anschläge in der Geschichte Pakistans kamen gestern mindestens 130 Menschen ums Leben. Die Rückkehr der ehemaligen Premierministerin Benazir Bhutto aus dem Exil wurde von tausenden Anhängern friedlich gefeiert, bis Selbstmordattentäter nahe ihres Konvoi einen Sprengsatz zündeten.

Mindestens 130 Menschen sind vergangenen Abend in Karachi bei einem Anschlag auf die aus dem Exil zurückgekehrte frühere Premierministerin Benazir Bhutto getötet worden. Dies berichtete der pakistanische Nachrichtensender Geo TV am Morgen unter Berufung auf Sprecher von sechs Krankenhäusern in der Hafenstadt. Etwa 550 Menschen seien verletzt worden. Damit sei das Attentat einer der blutigsten Anschläge in der pakistanischen Geschichte, hieß es bei Geo TV. "Benazir Bhutto war das Ziel, aber sie wurde nicht verletzt", sagte ein hochrangiger Vertreter von Bhuttos Volkspartei PPP, Fauzia Wahab.

Zunächst explodierte nach ersten Ermittlungen der Polizei in Karachi eine Granate. Dann habe sich ein Selbstmordattentäter neben dem Konvoi Bhuttos in die Luft gesprengt, sagte Karachis-Polizeichef dem US-Nachrichtensender CNN. Dieser habe offensichtlich auch die Granate gezündet. Der Polizeichef sagte Geo TV, der Attentäter sei bei dem Versuch gestoppt worden zu dem Wagen mit Bhutto vorzudringen. Über die Hintermänner des Anschlags wollte er keine Spekulationen anstellen. Muslimische Extremisten hatten Selbstmordanschläge gegen Bhutto angekündigt. Die USA verurteilten den Anschlag. Die Verantwortlichen für das Verbrechen in Karachi "haben lediglich das Ziel, Angst zu schüren und die Freiheit einzuschränken", sagte der Sprecher des Außenministeriums, Tom Casey, noch am Donnerstag. Die USA stünden weiterhin an der Seite Pakistans, um die Bedrohung des Terrorismus auszumerzen und eine friedliche und demokratische Gesellschaft aufzubauen, hieß es weiter.

Vereinte Nationen sind vom Attentat schockiert

"Es gibt keinen politischen Grund, der den Mord an unschuldigen Menschen rechtfertigen kann", hieß es in der Erklärung. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon zeigte sich von dem Attentat schockiert. In einer Erklärung der Vereinten Nationen hieß es, Ban "verurteilt diesen terroristischen Angriff scharf". "Er vertraut darauf, dass alle politischen Kräfte gemeinsam handeln werden, um die nationale Einheit zu stärken", hieß es weiter.

Bhutto war erst am Donnerstagnachmittag nach acht Jahren aus dem selbst gewählten Exil zurückgekehrt und zum Zeitpunkt der Anschläge auf dem Weg in die Stadt. Nach Angaben ihrer Begleiter sind zahlreiche ihrer Sicherheitsleute unter den Opfern. Eine Funktionärin der PPP, die Bhutto begleitete, sagte, überall lägen Leichenteile. Bei der Rückkehr wurde Bhutto in ihre Heimatstadt Karachi triumphal empfangen. Unmittelbar nach ihrer Landung sagte Bhutto Militärmachthaber Pervez Musharraf den Kampf an. Ihr Ziel sei die Wiederherstellung der Demokratie und das Ende der "Militärdiktatur", sagte die Parteichefin auf Lebenszeit.

Bhuttos Empfang endet mit Tragödie

Pakistanischen Medienberichten zufolge hießen Hunderttausende begeisterte Anhänger Bhutto am Donnerstag in der südpakistanischen Wirtschaftsmetropole willkommen. Ihre Volkspartei PPP sprach sogar von zwei Millionen Menschen auf den Straßen. Bhutto sagte, die vielen Pakistaner, die sie in Karachi begrüßten, wollten keine militärische Führung und keinen Extremismus. "Es schmerzt uns, wenn die Leute die Pakistaner für Terroristen halten, die Bomben in der U-Bahn in London legen, Anschläge in Deutschland und anderswo planen", sagte Bhutto. "Das ist nicht das wahre Bild Pakistans." Ihre Anhänger wollten ein moderates und modernes Land. Es wäre ihr eine Ehre, wieder ihrem Volk zu dienen, betonte sie. Bhutto forderte eine freie und faire Parlamentswahl im Winter.

Vor ihrem Abflug aus Dubai hatte sie gesagt: "Heute ist Pakistan an einem Scheideweg, ein Weg führt zur Diktatur, der andere zur Demokratie." Bhutto fordert eine Machtbeteiligung und weitere Konzessionen Musharrafs. Der Präsident hatte Bhutto, gegen die in mehreren Korruptionsfällen ermittelt wird, unter wachsendem innenpolitischen Druck eine Amnestie zugesagt, die aber vor dem Verfassungsgericht angefochten wird. Im Gegenzug hatten die Parlamentarier der PPP zwar die Wahl Musharrafs am 6. Oktober zum Präsidenten boykottiert, aber anders als andere Oppositionsabgeordnete nicht ihre Mandate niedergelegt.

Musharraf steht unter Druck

Bhutto war bereits zwei Mal Premierministerin und unter Vorwürfen der Korruption 1990 und 1996 aus dem Amt vertrieben worden. Mit der Rückkehr Bhuttos gerät Musharraf weiter unter Druck. Musharraf hatte sich unter wütenden Protesten der Opposition am 6. Oktober von dem Parlament in Islamabad und den Provinzparlamenten als Präsident wiederwählen lassen. Das Verfassungsgericht berät noch darüber, ob er als Armeechef überhaupt hätte antreten dürfen. Bis zu einer Entscheidung darf kein Wahlsieger verkündet werden. Die Regierung des Militärmachthabers hat mit der Verhängung des Ausnahmezustands gedroht, sollte das Gericht Musharrafs Kandidatur im Nachhinein als unrechtmäßig erklären. Musharraf hat sich bereit dazu erklärt, im Falle seines Wahlsieges noch vor der Vereidigung als Präsident das Amt des Armeechefs niederzulegen. (mit dpa)

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