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Pakistan: Anschlag auf Premier Gillani

Schüsse auf Kolonne – Gillani nicht im Auto

Islamabad - Drei Tage vor der Wahl eines neuen Präsidenten in Pakistan ist ein Anschlag auf die Wagenkolonne von Premierminister Yousaf Raza Gillani verübt worden. Ein Unbekannter habe am Mittwoch in der Nähe des Flughafens von Rawalpindi bei Islambad auf den Konvoi gefeuert, mit dem Gillani abgeholt werden sollte. Wie Fernsehbilder zeigten, schlugen zwei Kugeln in einer Scheibe des gepanzerten Autos ein, in das Gillani einsteigen sollte. Zunächst hatte es geheißen, Gillani habe in dem Wagen gesessen. Der 56-Jährige habe wohlbehalten sein Büro erreicht, berichtete Informationsministerin Sherry Rehman. Zu der Tat bekannte sich zunächst niemand.

In Pakistan kämpft die Regierung seit Jahren mit islamistischen Militanten. Gleichzeitig ringen führende Politiker untereinander um die Macht. Gillani ist erst seit März im Amt. Er gehört der Pakistanischen Volkspartei PPP der im Dezember 2007 ermordeten früheren Oppositionsführerin Benazir Bhutto an. Die PPP war im Februar als stärkste Kraft aus der Parlamentswahl hervorgegangen. Gillani wurde Chef einer Koalition mit der PML-N-Partei des Ex-Premierministers Nawaz Sharif, die erst im August zerbrochen war. Die Regierung hatte Präsident Pervez Musharraf aus dem Amt gedrängt. Am Samstag soll ein Nachfolger für Musharraf gewählt werden.

Bei einem nach pakistanischen Angaben möglicherweise ersten grenzübergreifenden Bodeneinsatz von Nato-Truppen in Pakistan sind Berichten örtlicher Behörden zufolge unterdessen mindestens 20 Menschen getötet worden, darunter auch Frauen und Kinder. „Unschuldige pakistanische Bürger erlitten den Märtyrertod“, sagte der Gouverneur der an Afghanistan grenzenden Nordwestprovinz, Owais Ahmed Ghani, am Mittwoch. Die Soldaten seien mit drei Hubschraubern aus Afghanistan kommend in einem Dorf in der Stammesregion Süd-Waziristan gelandet und hätten ein Haus gestürmt. „Dies ist ein direkter Angriff auf die Souveränität Pakistans, und das pakistanische Volk erwartet, dass die Armee die Souveränität des Landes verteidigt und eine angemessene Antwort auf solche Angriffe gibt“, sagte Ghani.

Ein örtlicher Sicherheitschef sagte, die von den USA geführten Koalitionstruppen seien vermutlich auf der Suche nach hochrangigen Al-Qaida-Kämpfern und Taliban gewesen. Die von der Regierung in Islamabad kaum kontrollierte Gegend gilt als Rückzugsgebiet der radikal-islamischen Rebellen. In dem Haus seien zehn Bewohner ums Leben gekommen, darunter drei Frauen und zwei Kinder. Als Dorfbewohner in Panik ihre Häuser verließen, hätten die US-Soldaten in die Menge geschossen. Verteidigungsminister Chaudhry Ahmed Muktar sagte, der Angriff werde untersucht. Fremde Truppen hätten keine Erlaubnis, militärisch auf pakistanischem Gebiet vorzugehen. dpa

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