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Politik: Pakistan: Der Präsident wird nervös

Der pakistanische Präsident, General Pevrez Musharraf, zeigt sich in diesen Tagen nicht gern in der Öffentlichkeit. Zu stark ist die Kritik in seinem Land an dem US-freundlichen Kurs der Regierung geworden.

Der pakistanische Präsident, General Pevrez Musharraf, zeigt sich in diesen Tagen nicht gern in der Öffentlichkeit. Zu stark ist die Kritik in seinem Land an dem US-freundlichen Kurs der Regierung geworden. Der Militärmachthaber hat offensichtlich Probleme damit, den pakistanischen Staat innerhalb kürzester Zeit von seiner fast schon historischen Nähe zu radikalislamischen Gruppen wegzumanövrieren, nachdem diese über Jahrzehnte aufgebaut wurden.

Zum Thema Online Spezial: Terror und die Folgen Themenschwerpunkte: Gegenschlag - Afghanistan - Bin Laden - Islam - Fahndung Fotostrecke: Bilder des US-Gegenschlags Seit Beginn der Luftangriffe ziehen wachsende, aber noch überschaubare Scharen von Taliban-Sympathisanten täglich durch die größeren Städte und verleihen ihrer Forderung lautstark Ausdruck, die Regierung möge sich auf ihre muslimischen Wurzeln besinnen. Die jedoch reagierte mit Repression. In allen großen Städten im Westen des Landes zeigen Polizei und Militär massive Präsenz, in Peschawar, Quetta und Lahore kam es wiederholt zu blutigen Auseinandersetzungen.

Die Lage bleibt für die Regierung trotz des radikalen Auftretens der Gruppen so lange überschaubar, wie die Proteste auf das islamisch-fundamentalistische Spektrum beschränkt bleiben. So fanden Demonstrationen in Peschawar am vergangenen Freitag, dem heiligen Tag, zwar statt, von der Bevölkerung wurden sie misstrauisch bis belustigt beobachtet. "Die haben doch nur etwas Langeweile", meinte ein Jugendlicher vor einem Internetcafé beiläufig, als einer der Demonstrationszüge passierte. Aber auch unabhängig von den fundamentalistischen Gruppen mehren sich die kritischen Stimmen in dem Nachbarstaat Afghanistans. Was die radikalen Parteien nicht erreicht haben, beginnt sich nun von selber zu entwickeln: Der Mittelstand wendet sich gegen die Unterstützung der US-Armee und spätestens damit wird die Lage für Musharraf brenzlig. Folgerichtig bezeichnete er die Demonstranten am Rande des Besuches von US-Außenminister Colin Powell nicht mehr als "kleine Gruppe von Terroristen", wie er das am Morgen nach den Luftangriffen tat. Deutlich angespannt, forderte Musharraf ein baldiges Ende der Luftangriffe. Eine starke fundamentalistische Opposition lässt sich verkraften, zumal die Tage der afghanischen Verbündeten, der Taliban, gezählt sind. Ohne die Unterstützung des Mittelstandes aber könnten seine eigenen Tage gezählt sein.

Harald Neuber

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