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Pakistan: Islamabad ruft Menschen zur Flucht auf

Hunderttausende Menschen im Nordwesten Pakistans leiden unter den erbitterten Kämpfen zwischen Regierungstruppen und Islamisten. Helfer verlassen bereits das umkämpfte Swat-Tal.

Islamabad - Sie sind im Kampfgebiet eingeschlossen oder müssen als Flüchtlinge Ungewissheit und Hunger erdulden. Sie haben Angst vor Übergriffen der Taliban und Bombardements der pakistanischen Armee. Hunderttausende Menschen im Nordwesten Pakistans leiden unter den erbitterten Kämpfen zwischen Regierungstruppen und Islamisten. Die Helfer vor Ort werden mit dem Ansturm der Hilfsbedürftigen kaum fertig und verlassen aus Sicherheitsgründen größtenteils die Region. Am Freitag setzten die Streitkräfte die Ausgangssperre in der Swat- Tal-Metropole Mingora aus und riefen die Menschen zur Flucht auf.

„Mittlerweile ist in der Stadt keine medizinische Einrichtung mehr in Betrieb“, sagt ein Chirurg, der nach Peshawar geflohen ist. Der Leiter des Saidu-Sharif-Krankenhauses in Mingora, Lal Noor, berichtet, wegen der Gefechte sei hunderten Ärzten und Krankenpflegern keine andere Wahl geblieben als zu fliehen. Er habe am Sonntag als Letzter das Krankenhaus verlassen, um in Peshawar Schutz zu finden. „Einige der Verletzten, die es ins Krankenhaus geschafft haben, haben mir erzählt, dass andere Verwundete zu Hause lagen und um Hilfe schrien“, berichtet Noor. Ein normaler Krankenhausbetrieb sei wegen der Kämpfe einfach nicht mehr möglich gewesen, sagt der Krankenhauschef. Acht Tage lang sei der Strom ausgefallen, für die Generatoren fehlte der Treibstoff. Außerdem hätten die Krankenwagenfahrer aus Angst vor Taliban-Angriffen und Armeebeschuss gestreikt.

Auch die Organisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) sah sich wegen der unsicheren Lage gezwungen, ihre Nothilfe im Swat-Tal zu stoppen und ihre Arbeit in anderen Landesteilen einzuschränken. Bis dahin war sie nach eigenen Angaben die einzige internationale Hilfsorganisation, die das Krankenhaus in Mingora unterstützte und ambulante Hilfe im Swat- Tal anbot. „Erst war es schlimm, jetzt ist es hoffnungslos“, erklärte MSF-Landeskoordinator Brice de le Vingne. Laut pakistanischer Armee sitzen in Mingora noch etwa 200 000 Menschen fest. Durch die Ende April gestartete Offensive habe sich die Lage aber drastisch verschärft. In den vergangenen zweieinhalb Wochen flohen nach UN-Angaben mehr als 900 000 Menschen.

Am Freitag gab die Bundesregierung bekannt, dass sie weitere fünf Millionen Euro für die Versorgung der Flüchtlinge bereitstellen will. Frankreich will zwölf Millionen Euro spenden. Laut UN-Flüchtlingskommissar Antonio Guterres sind mehrere hundert Millionen US-Dollar Hilfsgelder zur Stabilisierung der Situation notwendig. AFP

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