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Das Militär und religiöse Organisationen genießen bei jungen Menschen in Pakistan ein hohes Ansehen.

© dpa

Pakistan: Lieber Scharia als Demokratie

Die Wirtschaft in Pakistan steht vor dem Kollaps - angesichts der wachsenden Armut verlieren die jungen Leute im Land das Vertrauen in die Demokratie.

Seit fünf Jahren regiert im Atomstaat Pakistan eine gewählte Regierung. Doch den Glauben an die Demokratie scheint das nicht gestärkt zu haben. Pakistans Jugend ist so enttäuscht von der Bilanz, dass sich die Mehrheit heute lieber einen Scharia-Staat oder ein Militärregime wünscht. Das ergab eine Umfrage im Auftrag des British Council bei mehr als 5000 Jungwählern im Alter von 18 bis 29 Jahren.

„Junge Leute verlieren das Vertrauen in das demokratische System“, lautet eine Warnung in der Studie. Dabei stehen am 11. Mai historische Neuwahlen an. Erstmals in der Geschichte des Landes überstand eine gewählte Regierung eine volle Amtszeit, ohne dass das Militär vorher intervenierte. Erst seit 2008 herrscht in Pakistan wieder eine Art Demokratie. Zuvor hatte über neun Jahre Militärherrscher Pervez Musharraf regiert, der sich 1999 unblutig an die Macht geputscht hatte.

Doch die Arbeit der Politik scheint keine überzeugende Werbung gewesen zu sein. 94 Prozent der Jungwähler glauben, dass sich ihr Land im Abwärtstrend befindet – nach 50 Prozent im Jahr 2007. Nur 29 Prozent halten die Demokratie noch für das beste politische System für ihr Land. 32 Prozent wünschen sich dagegen eine Militärregierung und weitere 38 Prozent einen Religionsstaat auf Basis des islamischen Scharia-Rechtes.

Die Altersgruppe von 18 bis 29 Jahren stellt mehr als 30 Prozent der Wähler und ist damit eine wichtige Klientel. Hinter dem Unmut der Jugend verbergen sich vor allem Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit. Die Wirtschaft steht vor dem Kollaps, Gewalt und Terror sind auf dem Vormarsch, die Preise für Lebensmittel explodieren, die Armut wächst und die Arbeitslosigkeit ist riesig.

Viele Jugendliche sehen pessimistisch in die Zukunft. Sie geben den Politikern die Schuld an der Misere. Nur 14 Prozent äußerten sich positiv über die zivile Regierung. Dagegen stehen Militär und religiöse Organisationen in hohem Ansehen. 77 Prozent lobten die Armee und 74 Prozent die Religiösen.

Der Verdruss über die etablierten Parteien könnte dem Ex-Kricketstar Imran Khan in die Hände spielen, der sich als Hoffnungsträger gibt und angeblich dem Militär nahesteht. Er tritt mit seiner Partei PTI gegen die alten Platzhirsche an: die bisher regierende Bhutto-Partei PPP von Präsident Asif Ali Zardari und die große Oppositionspartei PML-N von Nawaz Sharif.

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