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Frauen im pakistanischen Lahore trauern um die Opfer der Anschläge auf zwei Kirchen.

© Reuters/Mohsin Raza

Update

Pakistan: Viele Tote und Verletzte bei Taliban-Anschlägen auf Christen

Während der gut besuchten Sonntagsmesse haben Attentäter in zwei christlichen Kirchen in der pakistanischen Stadt Lahore Bomben gezündet. Etliche Menschen starben, Dutzende wurden verletzt. Eine Splittergruppe der Taliban übernahm die Verantwortung für die Taten.

Die Menschen waren zum Morgengottesdienst zusammengekommen und beide Kirchen gut gefüllt, als die Selbstmordattentäter ihre Bomben zündeten. Bei einem Doppelanschlag auf zwei nur wenige Hundert Meter voneinander entfernte Kirchen in der ostpakistanischen Stadt Lahore sind am Sonntag mindestens 15 Menschen getötet worden, fast 80 wurden verletzt. Unter den Opfern waren auch Kinder. Eine Splittergruppe der Taliban bekannte sich zu dem Blutbad. Betroffen waren eine katholische und eine protestantische Kirche in dem armen Vorort Youhana Abad, der mit rund einer Million Christen die größte Ansiedlung der religiösen Minderheit in Pakistan ist. Die Zahl der Opfer wäre laut Zeugen noch höher ausgefallen, hätten nicht zwei Wachleute die Attentäter am Eingang gestoppt, um die Betenden zu schützen. Der 25-jährige Qaisar und sein Kollege Yousuf bezahlten dafür mit dem Leben. Zu der Tat bekannte sich „Tehreek-e-Taliban Pakistan Jammatul Ahrar“, eine Splittergruppe des Talibandachverbandes. „Wir haben Lahore, das Zentrum der Provinz Punjab, erreicht“, sagte ihr Sprecher Ehsanullah Ehsan Reportern übers Telefon.

Protestierende Christen greifen Polizisten an

Nach dem Massaker kam es in mehreren Städten zu wütenden Protesten von Christen, die etwa 1,6 Prozent der 182 Millionen Pakistaner stellen. Ein Mob verbrannte in Lahore zwei Verdächtige bei lebendigem Leib. Drei Polizisten wurden zeitweise als Geiseln genommen. Die Polizei trieb die Menge mit Wasserwerfern und Warnschüssen auseinander.
Es ist nur die jüngste Attacke in einer ganzen Serie von Attentaten auf religiöse Minderheiten in Pakistan. Immer gewalttätiger terrorisieren Hardcore-Islamisten sunnitisch-wahabitischer Prägung das Land. Die Minderheiten fühlen sich von der Regierung nicht ausreichend geschützt. Nicht nur Christen, Hindus und Sikhs schweben in ständiger Gefahr. Besonders Angehörige anderer islamischer Strömungen wie Schiiten und Ahmadis fallen immer wieder Anschlägen zum Opfer.
Bereits im Herbst 2013 starben 85 Menschen, als Attentäter eine Kirche in Peschawar angriffen. Aus Solidarität hatten daraufhin 200 Muslime eine Menschenkette um eine Kirche in Lahore geformt, um die betenden Christen während der Sonntagsmesse mit ihren Körpern zu schützen.

Vergewaltigung einer Nonne in Indien

Auch im Nachbarland Indien wächst die Angst der christlichen Minderheit. Im Bundesstaat Westbengalen wurde am Samstag eine Nonne vergewaltigt. Die 74-jährige hatte sich sechs Einbrechern entgegengestellt, als sie eine Klosterschule ausrauben wollten. Einer der Männer vergewaltigte sie. Nach einer Notoperation ist sie außer Lebensgefahr.
Aufgebrachte Christen hielten Mahnwachen und blockierten Zuggleise. “Sie ist eine alte Dame und sie ist eine Nonne. Sie hat ihr Leben Gott geweiht und war ihr Leben lang Jungfrau geblieben”, sagte Vater Dominic Emmanuel von der Katholischen Erzdiözese in Delhi in einem Interview. In Indien sorgen immer wieder besonders brutale Vergewaltigungsfälle für Entsetzen.Religiöse Minderheiten fühlen sich zusehends unter Druck. In Delhi kam es jüngst zu einer Serie von Attacken auf Kirchen. Diese wurden verwüstet, in Brand gesetzt oder ausgeraubt. Wer dahinter steckt, ist unklar.

Seit der Hindu-Nationalist Narendra Modi und seine Partei BJP 2014 die Wahlen gewannen, sehen sich Hindu- Hardliner im Aufwind. Modi selbst verhält sich uneindeutig. Einerseits verurteilt er die Attacken und sichert religiösen Minderheiten Schutz zu. Andererseits vermeidet er den offenen Konflikt mit den Hindu- Hardlinern, die die Stammwähler der BJP stellen, aber immer dreister. In Camps versuchen sie etwa, Tausende Christen und Muslime zum Hinduismus zu bekehren.

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