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Pakistan: Zivilisten fliehen vor zunehmender Gewalt

Aus Angst vor einer drohenden Offensive der pakistanischen Armee fliehen Tausende Zivilisten aus der Taliban-Hochburg Swat. Die Taliban wiedersetzen sich einem angeblichen Friedensabkommen und sind auf dem Vormarsch.

Panische Anwohner hätten den Distrikt zu Fuß oder in Fahrzeugen verlassen, sagten Augenzeugen. Der regionale Bildungsminister Sardar Babak gehe davon aus, dass bis zu 500.000 Menschen aus dem Swat-Tal fliehen würden. Swats Verwaltungschef Khushal Khan Khattak hatte die Bevölkerung während einer Unterbrechung der Ausgangssperre zur Flucht aus Teilen der Distrikthauptstadt Mingora aufgerufen. Khattak zog die Anordnung allerdings wenige Stunden später wieder zurück. Die Ausweitung der Militäroffensive im Norden Pakistans auf Swat wurde indes immer wahrscheinlicher.

Die Taliban sind in Pakistan ebenso wie in Afghanistan auf dem Vormarsch. Wegen der bedrohlichen Entwicklung wollen der pakistanische Präsident Asif Ali Zardari und sein afghanischer Kollege Hamid Karsai am Mittwoch mit US-Präsident Barack Obama in Washington zu einem Krisengipfel zusammenkommen.

Die pakistanische Armee warf den Taliban erneut vor, in Swat gegen ein Friedensabkommen mit der Regierung zu verstoßen. Die andauernden Patrouillen bewaffneter Aufständischer seien ein grober Verstoß gegen das Abkommen mit der Regierung. An mehreren Orten sei es zu Schusswechseln mit Sicherheitskräften gekommen. Die Aufständischen hätten ein Lager des Welternährungsprogramms geplündert und eine verlassene Polizeistation in Brand gesteckt.

Taliban bestreiten Waffenruhe

Die Taliban hatten am Montag angezweifelt dass es sich bei dem Abkommen mit der Regierung um einen Friedensvertrag handele. Dem Abkommen zufolge wird in der Region Malakand, zu der sowohl Swat als auch das benachbarte Buner und der Distrikt Dir gehören, das islamische Rechtssystem, die Scharia, eingeführt. Im Gegenzug sollten die Aufständischen ihre gewalttätigen Aktionen einstellen. Die Taliban betonten aber bald darauf, sie würden ihre Waffen nicht niederlegen. Sie sickerten zudem von Swat aus nach Buner und Dir ein. Bei Militäroperationen in den beiden Distrikten sind nach Armeeangaben seit 14 Tagen mehr als 250 Extremisten und 15 Soldaten getötet worden.

Am Rande Peshawars, der Hauptstadt der Nordwest-Grenzprovinz, riss ein Selbstmordattentäter mindestens fünf Menschen mit in den Tod. Etwa 20 weitere Menschen seien verletzt worden, sagte ein Polizeisprecher. Der Attentäter habe sich in einem mit Sprengstoff beladenen Wagen in der Nähe einer Kontrollstelle der Polizei und der Grenztruppen am Stadtrand in die Luft gesprengt. Unter den Verletzten seien auch sechs Kinder, die zum Zeitpunkt der Detonation in einem Schulbus vorbeifuhren. Malakand gehört zur Nordwest-Grenzprovinz.

Bei einem Angriff auf einen Posten der Sicherheitskräfte in dem halbautonomen Stammesgebiet Mohmand wurden nach Angaben des Militärs mindestens 15 Aufständische und zwei Soldaten getötet. Mohmand grenzt an Malakand an. In Mohmand haben die Taliban und Anhänger des Terrornetzes al-Qaida beträchtlichen Einfluss. (aku/dpa)

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