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Papst in Nahost: Heilender Vater

Nahost-Reise von Benedikt XVI.: Der Papst bezeugt dem Islam auf seiner Nahost-Reise Respekt – Entschuldigungen gibt es keine.

Er wirkte angespannt. Die Augen desd Papstes wanderten hin und her, während Prinz Ghazni bin Mohammed, Chefberater des jordanischen Königs für Religionsfragen, dem katholischen Oberhaupt die Architektur der Hussein Bin Talal Moschee in Amman erklärte. Das mächtige Gotteshaus, 2003 erbaut zu Ehren des verstorbenen Königs Hussein, liegt am Westrand der jordanischen Hauptstadt. 15 Minuten dauerte der Rundgang durch das 6000 Beter fassende Gebäude, dann sprach Benedikt XVI. in einem angrenzenden Saal zu muslimischen Würdenträgern. Nach der Blauen Moschee in Istanbul war dies der zweite Besuch des Benedikts in einem muslimischen Gotteshaus – ein Akt von symbolischer Bedeutung.

Schwerpunkt dieses zweiten Tages seiner Reise in den Nahen Osten war das Verhältnis zwischen Christen und Muslimen. Während im Vorfeld des Besuches von jordanisch-muslimischer Seite scharfe Töne zu hören waren, bemühten sich am Samstag alle Seiten, das unselige Kapitel der umstrittenen Regensburger Rede endlich ad acta zu legen. Damals hatte der Papst den spätmittelalterlich-byzantinischen Herrscher Manuel II. mit den Worten zitiert: „Zeig mir doch, was Mohammed Neues gebracht hat, und da wirst du nur Schlechtes und Inhumanes finden wie dies, dass er vorgeschrieben hat, den Glauben, den er predigte, durch das Schwert zu verbreiten.“

Schon am Freitag bei seiner Ankunft in Amman hatte Benedikt XVI. den Ton gesetzt und erklärt, er habe „tiefen Respekt“ vor dem Islam. In seiner Rede vor den muslimischen Würdenträgern warb er dann dafür, Muslime und Christen müssten als „Verehrer Gottes“ zusammenarbeiten, und wandte sich gegen „säkulare Kritik an der Rolle von Religion in der Gesellschaft“. Eine förmliche Entschuldigung für seine Regensburger Äußerungen vermied Benedikt XVI., doch der königliche Religionsberater Prinz Ghazni bin Mohammed lobte ausdrücklich, der Papst habe damals die durch seine Worte ausgelösten „unglücklichen Missverständnisse“ bedauert.

Man könne „leider die Spannungen und Gegensätze zwischen Anhängern verschiedener Religionen nicht in Abrede stellen“, entgegnete das Oberhaupt von einer Milliarde Katholiken. Allerdings sei oft „die ideologische Manipulation von Religion, manchmal auch zu politischen Zwecken, der wahre Auslöser von Spannungen und Streit – zuweilen sogar von Gewalt“. Muslime und Christen müssten gerade aufgrund der Last der gemeinsamen Geschichte, die so oft von Missverständnissen geprägt gewesen sei, heute danach trachten, Zeugnis für das zu geben, was gerecht und wahr sei.

Am Morgen hatte der Papst den Berg Nebo besucht, von dem aus nach dem Alten Testament Moses das gelobte Land gesehen hat. Hier warb der 82-Jährige dafür, „die Hindernisse in der Aussöhnung zwischen Juden und Christen in gegenseitigem Respekt zu überwinden“. Beide Religionen sollten im Dienste des Friedens zusammenarbeiten. Die alte Tradition des Pilgerns zu heiligen Orten „erinnert uns an das unzerstörbare Band zwischen der Kirche und dem jüdischen Volk“. Die Beziehungen zwischen Juden und katholischer Kirche hatten sich in letzter Zeit eingetrübt, vor allem weil der Papst im Januar die Exkommunikation von vier Bischöfen der erzkonservativen Piusbruderschaft aufhob, von denen einer, Richard Williamson, den Holocaust leugnet.

In Jordanien leben 200 000 Christen, das sind rund drei Prozent der Bevölkerung. Der Papst forderte die internationale Staatenwelt auf, die christliche Minderheit im benachbarten Irak besser zu schützen. Politische und religiöse Führer müssten alles tun, um der christlichen Gemeinschaft dort das „grundlegende Recht auf friedliche Koexistenz mit ihren Mitbürgern“ zu garantieren. Am Sonntag sollen während einer Open-Air-Messe im Stadion von Amman 40 irakische Flüchtlingskinder aus der Hand des Papstes die Erstkommunion empfangen.

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