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Politik: Papst: Liebe sei zwischen den Religionen

Benedikt XVI. besucht als erstes katholisches Kirchenoberhaupt eine deutsche Synagoge

Papst Benedikt XVI. hat bei seinem Besuch der Kölner Synagoge vor einem Wiederaufflammen von Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit gewarnt. Er forderte außerdem Christen und Juden auf, sich gegenseitig „in einem aufrichtigen und vertrauensvollen Dialog“ noch besser kennen zu lernen. „Vor Gott besitzen alle Menschen die gleiche Würde, unabhängig davon, welchem Volk, welcher Kultur oder Religion sie angehören“, sagte das katholische Oberhaupt am Freitag bei einem Festakt in dem jüdischen Gotteshaus. Dessen Gemeinde existiert seit dem 4. Jahrhundert und ist damit die älteste nördlich der Alpen. Es war der erste Besuch eines Papstes in einer deutschen Synagoge.

Beide Religionen seien verpflichtet, besser zusammenzuarbeiten für die Menschenrechte, die Heiligkeit des Lebens, die Werte der Familie, die soziale Gerechtigkeit und für den Frieden in der Welt. „Wir müssen uns gegenseitig respektieren“, sagte er und fügte, außerhalb des Redemanuskripts ein „und lieben“. Papst Benedikts Vorgänger Johannes Paul II. hatte im April 1986 die Synagoge in Rom aufgesucht. Er bezeichnete die Juden gerne als die älteren Geschwister der Christen.

Bei einem ökumenischen Treffen forderte der Papst am Abend die christlichen Kirchen auf, in großen ethischen Fragen mit einer Stimme zu sprechen. Dies gelinge in vielen Fällen, aber leider nicht immer. Benedikt XVI. betonte zwar seinen Willen zur Einheit aller Christen. Laut Redemanuskript stellte er aber klar: „Diese Einheit besteht nach unserer Überzeugung unverlierbar in der katholischen Kirche.“ Führende Protestanten sahen nach dem Treffen dennoch hoffnungsvolle Signale für Fortschritte im ökumenischen Gespräch. Bei der „von geschwisterlicher Nähe geprägten Begegnung“ habe der Papst die Gemeinsamkeit der Gläubigen, die sich aus dem Evangelium speise, betont, sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischof Wolfgang Huber.

Bei seinem Besuch in der Synagoge verurteilte Benedikt den Völkermord an den Juden durch die Nationalsozialisten als ein unerhörtes und bis dahin unvorstellbares Verbrechen. Weil man die Heiligkeit Gottes nicht mehr anerkannt habe, sei auch die Heiligkeit menschlichen Lebens mit Füßen getreten worden, sagte der 78-jährige Papst, der selbst in seiner Jugend den Zweiten Weltkrieg noch als Flakhelfer miterlebt hat.

Gemeinsam mit Gemeinderabbiner Netanel Teitelbaum gedachte Benedikt mit gefalteten Händen in der Gedenkhalle der Synagoge der 11000 Kölner Juden, die deportiert und in Konzentrationslagern ermordet worden sind. Das Vorstandsmitglied der jüdischen Gemeinde, Abraham Lehrer, begrüßte Benedikt als einen Brückenbauer zwischen den Religionen. Als Symbol des Friedens für alle Völker der Welt reichte Teitelbaum nach seiner Ansprache Benedikt XVI. die Hand, die der Papst lange drückte.

Als „historisches Ereignis“ bezeichnete der Präsident des Zentralsrats der Juden in Deutschland, Paul Spiegel, den Synagogenbesuch des Papstes. Ein Ereignis, das ihn auch persönlich „überwältigt und tief beeindruckt habe. So etwas hatte ich nicht erwartet“. Die Rede wirke hoffnungsvoll in die Zukunft, sagte Spiegel.

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