zum Hauptinhalt

Politik: Paris erklärt Rassismus den Krieg Juden fordern nach Brandanschlag Schutz

Nach dem Brandanschlag auf ein jüdisches Gemeindezentrum in Paris hat die französische Regierung den „Krieg gegen den Rassismus“ ausgerufen. „Die Regierung hat dem Rassismus den Krieg erklärt“, sagte Justizminister Dominique Perben am Montag dem Rundfunksender RMC Info.

Nach dem Brandanschlag auf ein jüdisches Gemeindezentrum in Paris hat die französische Regierung den „Krieg gegen den Rassismus“ ausgerufen. „Die Regierung hat dem Rassismus den Krieg erklärt“, sagte Justizminister Dominique Perben am Montag dem Rundfunksender RMC Info. Diese Erklärung folge auf „eine wirklich sehr starke Anweisung“ von Präsident Jacques Chirac.

Gleichzeitig übten mehrere hochrangige Vertreter der französischen Juden Kritik an der Regierung. „Ich will nicht übertreiben, aber nicht nur ich, sondern alle Juden in Frankreich leben in ständiger Angst. Nach zahlreichen Anschlägen dieser Art fühlen wir uns mehr und mehr im Stich gelassen“, sagte der zuständige Rabbiner Claude Zaffran. „Wir respektieren die französischen Gesetze, wir fordern aber auch mehr Schutz von Seiten der Regierung.“ Der ranghöchste jüdische Geistliche Frankreichs, Joseph Sitruk, sprach von einem „widerwärtigen antisemitischen Verbrechen, das ein äußerst schlechtes Licht auf Frankreich“ werfe, wo rund 600 000 Juden leben.

Zu der Tat bekannte sich eine bisher unbekannte islamistische Gruppe, die sich auf einer Internetseite als „Kämpfer des heiligen islamischen Krieges“ bezeichnet. Das Feuer, das das Erdgeschoss des Gebäudes zerstörte, forderte kein Menschenleben, richtete aber hohen Schaden an. Nach den ersten Ermittlungen, bei denen die Polizei Spuren von Kohlenwasserstoff und Reste von Brandbomben entdeckte, hatten die Täter in der Nacht zum Sonntag eine Seitentür des Sozialzentrums aufgebrochen und hinterließen auf den Wänden des Gebäudes antisemitische Parolen wie „Juden raus aus Frankreich“, „Es lebe der Islam“, „Frankreich den Franzosen“ oder „Ohne Juden wäre die Welt glücklicher“.

Vor allem nach den Attentaten vom 11. September hat die Zahl antijüdischer Attacken auf jüdische Friedhöfe, Schulen und Synagogen in Frankreich zugenommen. „Früher waren wir hin und wieder Feindlichkeiten ausgesetzt, es handelte sich aber meist um Rechtsradikale und nicht, wie heute, um arabischstämmige Fundamentalisten, die mit ihren Aktionen offenbar Israel, das gesamte Judentum und die USA angreifen wollen“, sagte ein jüdisches Gemeindemitglied des betroffenen Pariser Bezirkes.

Sabine Heimgärtner[Paris]

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false