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Politik: Paris: Israel flog Scheinangriff auf unsere Truppen

Französische Soldaten im Libanon hätten beinahe auf israelische Jets gefeuert / Botschafter einbestellt

In scharfer Form hat Frankreich nach einem Zwischenfall zwischen der israelischen Luftwaffe und französischen UN- Blauhelmen in Südlibanon gegenüber Israel protestiert. Nach Mitteilung eines Sprechers des Außenministeriums wurde der israelische Botschafter Daniel Shek am Donnerstag in Paris zur Entgegennahme des Protestes ins Quai d’Orsay einbestellt. Zugleich richtete Außenminister Philippe Douste-Blazy eine Aufforderung an die Vereinten Nationen, Israel vor weiteren Verletzungen der in der Resolution 1701 des Weltsicherheitsrats enthaltenen Bestimmungen des Waffenstillstands vom 14. August zwischen Israel und der Hisbollah zu warnen. Von Iasreal verlangte der Minister die Einstellung der Aufklärungsflüge über dem Libanon.

Anlass ist ein Scheinangriff israelischer Kampfbomber auf Stellungen französischer Einheiten der UN-Friedenstruppe Unifil, der sich bereits am 31.Oktober zutrug. Dabei war nach Darstellung der französischen Verteidigungsministerin Michèle Alliot-Marie eine „Katastrophe“ nur „um Haaresbreite“ vermieden worden. Wie die Ministerin in der Nationalversammlung berichtete, hatten sich israelische F-15-Maschinen im Sturzflug der französischen Stellung genähert und diese erst im letzten Moment wieder hochzogen. Dies sei eine „extrem klare Angriffshaltung“ gewesen, wie sie sonst zum Abwurf von Bomben oder zur Abgabe von Schüssen aus der Bordkanone eingenommen werde, so Alliot-Marie.

Die französischen Soldaten hätten sich in einer Notwehrsituation befunden, in der sie beim Herannahen der Kampfbomber die Abdeckungen von ihren Luftabwehrraketen nehmen mussten, um Schüsse zu ihrer „legitimen Selbstverteidigung“ abzugeben. Nur zwei Sekunden hätten bis zur Befeuerung der Flugzeuge gefehlt. Es sei ein „Wunder“, dass „nichts Schlimmes“ passiert sei, erklärte Außenminister Douste-Blazy, der den Verteidigungsausschuss des Senats über den Vorfall unterrichtete.

Das „verantwortungslose Verhalten“ israelischer Piloten sei nicht hinnehmbar, erklärte Alliot-Marie vor den Abgeordneten zu dem bisher schwersten Zwischenfall, zu dem es zwischen der Luftwaffe Israels und französischen und anderen Einheiten der Unifil-Truppe in Südlibanon gekommen ist. Sie verwies dazu auf die Anflüge israelischer Jets auf französische Schiffe und das deutsche Flottendienstboot „Alster“ am 24. Oktober vor der libanesischen Küste.

Die israelischen Tiefflüge über südlibanesischem Gebiet sind auch Anlass für Beschwerden des Unifil-Befehlshabers, des französischen Generals Alain Pelligrini. Bei einem Besuch bei den Vereinten Nationen in New York hatte Alliot- Marie bereits am 20. Oktober vor dem Überfliegen des libanesischen Luftraums durch israelische Flugzeuge gewarnt. Sie seien „äußerst gefährlich“, da die Soldaten der Unifil sie als „feindliche Angriffe“ interpretieren und zu entsprechenden Maßnahmen der Selbstverteidigung veranlassen könnten. Andere Konfliktparteien könnten die Vorfälle außerdem als Vorwand dafür benutzen, um nun ihrerseits die Verpflichtungen der Waffenstillstandsresolution zu verletzen.

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