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Printemps

© dpa

Paris: Sprengsatz im WC

Paris in Angst: Eine bisher unbekannte Gruppe hat in einem Luxuskaufhaus Dynamit deponiert. Die Bomben waren veraltet und trugen keine Zünder. Gerätselt wird, wer sich hinter dem Namen Revolutionäre Front Afghanistan verbirgt.

Wenn das Ziel darin bestand, eine Großstadt in Schrecken zu versetzen und bei den für Sicherheit verantwortlichen Politikern und Behörden die höchste Alarmstufe auszulösen, dann ist das den Urhebern der Bombendrohung gegen das Pariser Kaufhaus Printemps am Dienstag gelungen. Nachdem der Brief mit der mysteriösen Drohung am Vormittag bei der Nachrichtenagentur AFP eingegangen war, wurde das Kaufhaus am Boulevard Haussmann im 9. Arrondissement von der Polizei sofort geräumt und der Verkehr im gesamten Viertel zwischen Oper und Bahnhof St. Lazare gesperrt.

Und auch wenn um die Mittagszeit bereits feststand, dass die mit Spürhunden entdeckten Sprengsätze veraltet waren und nicht einmal Zündvorrichtungen enthielten, der Verkehr wieder freigegeben war und die Kaufhäuser schrittweise wieder geöffnet werden konnten, herrschten weiter Unsicherheit und Ungewissheit. Wer könnten der oder die Täter sein, die sich hinter dem rätselhaften Namen Revolutionäre Front Afghanistan im Bekennerbrief verbergen? Wie ernst ist ihre Androhung weiterer Aktionen zu nehmen, wenn Frankreich seine Truppen aus Afghanistan nicht bis Ende Februar zurückziehe?

Den französischen Polizei- und Sicherheitsdiensten sei eine Organisation mit dem Namen Revolutionäre Front Afghanistan nicht bekannt, erklärte Innenministerin Michèle Alliot-Marie. Man müsse sich davor hüten, sich auf falsche Fährten führen zu lassen. Präsident Nicolas Sarkozy forderte die Franzosen auf, „sehr vorsichtig und sehr maßvoll“ zu sein. Am Rande einer Pressekonferenz in Straßburg bekräftigte er jedoch seine Entschlossenheit, den Terrorismus zu bekämpfen. „Man verhandelt nicht mit Terroristen, man bekämpft sie“, sagte Sarkozy.

Ihre Aktion wollten die Täter offensichtlich als Warnung verstanden wissen, lautete eine der ersten Vermutungen der Ermittler.

In dem an die Agentur AFP gerichteten Schreiben hatten sie die Verstecke der Sprengsätze in den Toiletten im zweiten und dritten Stock der in verschiedenen Gebäuden untergebrachten Häuser für Damen- und Herrenbekleidung angegeben und dazu aufgefordert, bis zum heutigen Mittwoch zu intervenieren, um deren Explosion zu verhindern. „Leiten Sie diese Botschaft an Ihren Staatspräsidenten weiter, damit er die Truppen aus Afghanistan bis Ende Februar abzieht. Andernfalls schreiten wir in den großen kapitalistischen Kaufhäusern zur Tat, dann aber ohne Sie zu warnen.“

Doch es blieben weiter viele Fragen, und plötzlich erinnerte man sich in Paris, dass in der vergangenen Woche schon einmal eine ähnliche Drohung bei einem Internet-Blogger eingegangen war, die von der Polizei als „sehr reell“ eingestuft worden war. Als Urheber waren damals Anhänger von Al Qaida oder nordafrikanische Islamisten vermutet worden.

In den ersten Reaktionen wurde auch auf einen Zusammenhang mit einer in einem Video aufgezeichneten Botschaft getippt, in der sich Faruk Aknan Zadeeh, ein militärischer Talibanführer, zu dem Überfall auf einen französischen Spähtrupp im August in Afghanistan äußerte, bei dem zehn französische Soldaten getötet worden waren. Die Videobotschaft, die im August aufgenommen, aber erst im November verbreitet worden war, enthielt die Drohung, dass „unsere nächste Reaktion“ in Paris zu vernehmen sein werde, wenn Frankreich nicht seinen „Irrtum“ einsehe und nicht seine Truppen aus Afghanistan abziehe.

Die militärische Präsenz Frankreichs in Afghanistan beläuft sich derzeit auf 3300 Soldaten. Davon ist ein Teil im Rahmen der von den USA geführten Operation „Enduring Freedom“ eingesetzt, die übrigen Truppen sind unter Nato-Kommando im Süden und Osten des Landes stationiert. Im Frühsommer dieses Jahres hatte Präsident Sarkozy die französische Präsenz verstärkt, nachdem er im Wahlkampf vor einem Jahr noch deren allmählichen Abzug angekündigt hatte.

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