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Parlamentswahl: Hohe Beteiligung an "Schicksalswahl" in Serbien

Niemals zuvor sind zu einem so frühen Zeitpunkt bereits soviele Menschen in den Wahllokalen erschienen. Serbien entscheidet bei der Parlamentswahl vor allem über den weiteren Europakurs.

In Serbien haben die Wähler angesichts der als "historisch" bezeichneten Parlamentswahl am Sonntag die Wahllokale gestürmt. Bis um 10 Uhr hätten rund zehn Prozent der 6,7 Millionen Wahlberechtigten bereits ihre Stimme abgebeben, berichtete die staatliche Wahlkommission (RIK) am Mittag in Belgrad. Niemals zuvor seien die Wähler zu diesem frühen Zeitpunkt so zahlreich an den Wahlurnen erschienen, erklärte die Kommission weiter.

Bei der Abstimmung zur Wahl von 250 Abgeordneten im neuen Parlament geht es vor allem um die Frage, ob sich Serbien weiter an die EU annähern oder sich von Brüssel abwenden soll. Das nach den letzten Meinungsumfragen in Front liegende Anti-Europa-Lager unter Führung des amtierenden Regierungschefs Vojislav Kostunica will Serbien in ein enges Bündnis mit Russland führen. Heimische Experten hatten in diesem Fall vor einem Zusammenbruch der Wirtschaft gewarnt, da Serbien zwei Drittel seines Handels mit der EU abwickelt. In den EU-Ländern wie vor allem in Deutschland und Österreich arbeiten hunderttausende serbische Gastarbeiter.

Siegessichere Ultranationalisten

Das pro-europäische Lager unter dem Staatspräsidenten Boris Tadic wurde im Wahlkampf offen von Brüssel unterstützt, während Kostunica aus Russland Schützenhilfe erhalten hatte. Der nationalkonservative Kostunica, der im Streit um die EU-Politik die Koalition mit dem Tadic-Lager hatte platzen lassen, wird nach allen Prognosen auch die neue Regierung anführen. In ihr dürften erstmals seit acht Jahren die Ultranationalisten (SRS) als vermutlich wieder stärkste Kraft im Lande sitzen.

"Ich bin absolut sicher, dass die serbische Bevölkerung für ihre Zukunft in Europa stimmen wird", sagte Tadic nach Abgabe seiner Stimme in der serbischen Hauptstadt Belgrad. Sein Kontrahent Tomislav Nikolic von der ultranationalistischen Partei Serbische Radikale zeigte sich siegessicher und bekräftigte nach der Abgabe seiner Stimme den europakritischen Kurs seiner Partei. Solange die Europäische Union das Kosovo nicht als Teil Serbiens anerkenne, solle das Land keine Gespräche mehr mit der EU führen, sagte Nikolic in Belgrad.

Die Wahllokale schließen um 20 Uhr. Aussagekräftige Ergebnisse werden nicht vor Mitternacht erwartet. (saw/dpa/AFP)

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