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Parteien: SPD im Umfragetief – Kandidatenkür im Sommer?

Niederschmetternde Umfrageergebnisse erhöhen den Druck auf die SPD-Spitze, den Kanzlerkandidaten früher auszurufen als ursprünglich beabsichtigt.

Berlin - Als erster führender Sozialdemokrat forderte der Hamburger Landesvorsitzende Ingo Egloff am Donnerstag, den bisherigen Zeitplan aufzugeben und den Kandidaten noch vor der Bayern–Wahl Ende September zu bestimmen. Dagegen hatte SPD-Chef Kurt Beck stets betont, die Entscheidung werde erst Ende dieses oder Anfang nächsten Jahres fallen.

„Wir werden dafür sorgen müssen, dass langsam mal Klarheit in den Laden kommt, in welche Richtung man marschiert“, sagte Egloff mit Blick auf Umfragewerte um zwanzig Prozent in einem Gespräch mit der Deutschen Presse- Agentur. Noch im Sommer müsse klar sein, wer die SPD als Kanzlerkandidat in den Bundestagswahlkampf 2009 führt. „Die Entscheidung muss fallen. Da dürfen wir uns keine Hängepartie bis Anfang 2009 erlauben.“

Der rechte SPD-Flügel und das SPD-Netzwerk wiesen die Forderung Egloffs zurück. Der Sprecher des „Seeheimer Kreises“ in der SPD-Bundestagsfraktion Klaas Hübner sagte dem Tagesspiegel, die SPD sei gut beraten, an ihrem bisherigen Zeitplan festzuhalten: „Die Entscheidung steht Ende dieses Jahres an.“ Die Sprecherin des reformorientierten Netzwerks Nina Hauer bezeichnete den Vorstoß Egloffs als „Quatsch“. Gleichwohl gehen etliche Genossen inzwischen davon aus, dass die bisherige Planung nicht mehr zu halten sein wird und der Herausforderer von Angela Merkel nach der Bayern–Wahl benannt wird. Das sei zwar eigentlich zu früh und setze den Kandidaten vor der Zeit den Angriffen des politischen Gegners aus, hieß es. Doch werde man nicht darum herumkommen, Konsequenzen aus dem Niedergang der SPD und ihres Vorsitzenden in den Umfragen ziehen.

In Alarmstimmung ist die SPD am Donnerstag durch neue Zahlen von Infratest dimap im Auftrag der ARD geraten. Danach büßt die Partei bundesweit im Vergleich zum Vormonat drei Punkte ein: Wäre am Sonntag Bundestagswahl, käme sie nur noch auf 24 Prozent der Stimmen. Bei der Politikerzufriedenheit schnitt Parteichef Beck schlechter ab als alle anderen Spitzenpolitiker und landete erstmals hinter Linken-Chef Oskar Lafontaine. Nur noch 21 Prozent der Bundesbürger sind danach mit Becks Arbeit zufrieden. Auch ein anderer Wert könnte die Rufe in der SPD nach einer schnellen Klärung der K-Frage verstärken: Als beliebtester Parteipolitiker rangiert Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) wieder vor Bundeskanzlerin Angela Merkel. Und: Mit 38 Prozent hält eine klare Mehrheit der Deutschen Steinmeier für den besten SPD-Kanzlerkandidaten. Von Kurt Beck glaubt das nur noch eine Minderheit von sieben Prozent. Viele in der SPD halten es deshalb nicht mehr für vorstellbar, dass Beck von seinem Recht des ersten Zugriffs auf die Spitzenkandidatur noch Gebrauch macht. has

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