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US-Präsident Barack Obama

© dapd

Parteitag der Demokraten: Welche Strategie hat Obama?

Nach den Republikanern küren nun die Demokraten in den USA offiziell ihren Präsidentschaftskandidaten. Dabei soll vor allem der Mensch Obama im Mittelpunkt stehen.

Neun Wochen vor dem Wahltag am 6. November steht der Ausgang des Präsidentschaftsrennens in den USA auf Messers Schneide. Mit ihrem heute beginnenden Parteitag in Charlotte, North Carolina, wollen die Demokraten den leichten Zugewinn der Republikaner in den jüngsten Tagen kontern. Die Konservativen hatten sich in der vergangenen Woche in Tampa, Florida, versammelt. Mitt Romney stellte sich dort einem breiten Fernsehpublikum persönlich vor und versicherte den Wählern, dass er besser geeignet sei als Amtsinhaber Barack Obama, um die USA aus der anhaltenden Wirtschaftskrise zu führen.

Die Strategen erwarten von einem Nominierungsparteitag einen messbaren Schub in den Umfragen. Vor dem Republikaner-Treffen hatte Obama einen Vorsprung von einem Prozentpunkt im Schnitt aller Umfragen. In den jüngsten Erhebungen ist seine Führung auf 0,1 Prozentpunkte geschrumpft. Damit fiel Romneys Zugewinn im Vergleich zu früheren Wahljahren bescheiden aus.

Experten führen das nicht in erster Linie darauf zurück, dass Romney sich schwer tue, die Öffentlichkeit zu überzeugen. Die Hauptursache sehen sie in der tiefen Lagerspaltung der Gesellschaft. Politisch sei die Wählerschaft schärfer polarisiert und die Zahl potenzieller Wechselwähler kleiner. Deshalb sei es schwerer als früher, durch einen Nominierungsparteitag einen Stimmungsumschwung von zwei, drei oder mehr Prozentpunkten zu generieren, wie das 2008 dem Republikaner John McCain durch die Ernennung von Sarah Palin als Vizepräsidentschaftskandidatin gelang. Die Führung vor Obama hielt damals freilich nicht lange an. Der Zusammenbruch der Investmentbank Lehman Brothers, das wachsende Bewusstsein für die schwere Finanzkrise und Patzer Palins bei öffentlichen Auftritten ließen McCain bald zurückfallen.

2012 ist die psychologische Lage umgekehrt. Obama wird als Amtsinhaber für die anhaltende Wirtschaftskrise verantwortlich gemacht. Er möchte den Parteitag nutzen, um die Aufmerksamkeit wegzulenken von Arbeitslosenzahlen und Wachstumsraten, und die Wahl statt dessen als eine Richtungsentscheidung zwischen zwei gegensätzlichen Gesellschaftsmodellen darstellen: Die Demokraten seien die Partei des Mitgefühls und der Solidarität mit den Schwächeren, die Republikaner die Partei sozialer Kälte.

Die Biografie des Präsidenten wird dabei im Mittelpunkt stehen: der Sohn einer alleinerziehenden weißen Mutter aus Kansas, Amerikas „Heartland“. Der Vater, ein Gaststudent aus Kenia, hatte die Familie verlassen, als Barack zwei Jahre alt war. Später erkrankte die Mutter an Krebs und bekam die Unzulänglichkeiten des Krankenversicherungssystems zu spüren. Mit seiner Gesundheitsreform hat Obama manche der Systemschwächen beseitigt. Studieren konnte seine Mutter nur, weil es staatliche Unterstützung für eine alleinerziehende Mutter in Ausbildung gab. Manche dieser Programme wollen die Republikaner mit Blick auf die hohe Verschuldung des Staates kürzen.

Noch ein weiterer Umstand ermuntert die Demokraten dazu, den Menschen Obama in den Mittelpunkt des Wahlkampfs zu stellen. Obwohl sein Lebensweg untypisch für den Durchschnittsamerikaner verlief, ist der Präsident als Person deutlich beliebter als Romney. First Lady Michelle Obama gilt als die beste Rednerin, um diesen Vorteil auszubauen. Schon 2008 war es ihr gelungen, Barack den Wählern als liebenswerten, humorvollen Menschen vorzuführen. Da sie sich in seinen Regierungsjahren aus dem sachpolitischen Streit herausgehalten hat, sind ihre Sympathiewerte ungebrochen hoch. Sie ist annähernd doppelt so beliebt wie Ann Romney. Die Demokraten wollen bei ihrem Krönungsparteitag einen Zugewinn in den Umfragen erzielen, der den alten Abstand aus der Zeit vor dem Republikanertreffen nicht nur wiederherstellt, sondern erhöht.

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