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Parteitagsdebatte: DDR-CDU: Block- oder Untergrundpartei?

Auch in der DDR gab es eine CDU - auf dem Unions-Parteitag in Stuttgart war der Umgang mit der Ost-Vergangenheit jetzt allerdings kein großes Thema. Durcheinander gab es trotzdem.

Von Antje Sirleschtov

So hatte sich die Regie des CDU-Parteitages das gedacht: Mit einem von dramatischer Musik untermalten Film – Saalverdunkelung inklusive – findet das Delegiertentreffen seinen emotionalen Abschluss. Jeder soll die Botschaft mit nach Hause nehmen: Von Konrad Adenauer bis Angela Merkel – immer, wenn es darauf ankommt in Deutschland, regiert ein CDU-Bundeskanzler. Die CDU hat nach dem Krieg den Westen aus Trümmern aufgebaut, die CDU hat nach dem Mauerfall auch den Osten aus den Trümmern aufgebaut. „Sehr sehr stolz“ sei sie auf ihre Partei, rief Dagmar Schipanski später den Delegierten zu. 40 Jahre Unterdrückung durch die SED habe sie erfahren, dann 20 Jahre blühende Landschaften unter Helmut Kohl und Angela Merkel. Bewegende Worte der thüringischen Landtagspräsidentin.

Allerdings: Das Durcheinander im Geschichtsblick der CDU auf die letzten 60 Jahre beginnt bei diesem Parteitag schon damit, dass sich Schipanski zwischendurch immer wieder als „DDR-Bürgerin“ bei ihrer CDU bedankt. Und dann auch darüber belehrt, dass „in der DDR alle Parteien gleichgeschaltet waren“. Na, was denn nun? War die CDU-Ost nun eine Block- oder eine Untergrundpartei, staatstragend oder unterdrückt?

Die Erinnerungslücken des neuen sächsischen CDU-Ministerpräsidenten Stanislaw Tillich hatten vor dem Parteitag in Stuttgart den öffentlichen Fokus auch auf die Erinnerungslücken der ganzen CDU geworfen. Erst sehr spät nahm die Partei Helmut Kohls daraufhin – eher verschämt – das Eingeständnis in ihren Leitantrag auf, die Ost-CDU habe sehr wohl im totalitären System der DDR-Diktatur mitgewirkt. Man hätte also erwarten dürfen, dass sich der Parteitag mit dieser Frage intensiv befassen würde. Doch was geschah? Nichts, beinahe nichts. Ein einziger Delegierter, Fritz Niedergesäß aus Berlin-Treptow, nahm das Wort. Danach Abstimmung. Die Partei will keine Debatte. So hatte sich die Regie des CDU-Parteitages das gedacht.

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