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Politik: Patient Wald erholt sich kaum

Zustandsbericht zeigt nur geringe Verbesserungen / Umweltverbände fordern weniger Holzimporte

Berlin - Dem deutschen Wald geht es immer noch schlecht. Im vergangenen Jahr hatten 29 Prozent der Bäume starke Schäden. Das geht aus dem aktuellen Waldzustandsbericht der Bundesregierung hervor, den der Parlamentarische Staatssekretär im Landwirtschaftsministerium, Peter Paziorek, am Dienstag in Berlin vorstellte.

Paziorek warnte trotz insgesamt leicht verbesserter Zahlen (siehe Kasten) vor einer Entwarnung: Der Wald habe sich 2005 „gegenüber 2004 leicht erholt, aber eine echte Trendwende ist bisher nicht erkennbar“. 2004 hatten die Waldschäden wegen des extrem trockenen Vorjahrssommers auf Rekordniveau gelegen.

Wichtigste Ursachen für Waldschäden seien Luftverschmutzung und Schadstoffbelastung des Waldbodens. Verursacher seien Landwirtschaft und Verkehr zu fast gleichen Teilen. Trotz zunehmend umweltfreundlicher Landwirtschaft belasteten Düngeabfälle und Pflanzenschutzmittel den Waldboden nach wie vor.

Auch der hohe Ausstoß an Kohlendioxid schade dem Wald. Paziorek forderte die Verbraucher zum Energiesparen auf: „Der Schlüssel ist ein rationeller Umgang mit Energie. Dazu kann jeder beitragen.“

Wichtig sei zudem eine Förderung erneuerbarer Energien, um fossile Brennstoffe zu ersetzen. Die Bundesregierung erörtere deswegen auch, wie der Anteil von Biotreibstoffen erhöht werden könne. „Hier ist die spannende Frage, welche steuerlichen Erleichterung es geben kann“, sagte Paziorek.

Unmittelbar vor der Veröffentlichung des Berichts hatten die Umtweltorganisation „Urgewald“ und die „Arbeitsgemeinschaft Regenwald und Artenschutz“ (Ara) in Berlin erstmals einen „Alternativen Waldschadensbericht“ präsentiert. Sie weisen darin auf eine Mitverantwortung deutscher Verbraucher und Geldgeber für die Zerstörung ausländischer Wälder hin. Diese klammere der offizielle Waldzustandsbericht aus. „Für Zellstoffimporte werden im Ausland Urwälder abgeholzt oder für Monokultur-Plantagen gerodet“, sagte Lydia Bartz von „Urgewald“. Der Pro-Kopf-Verbrauch von Papier liege in Deutschland bei 228 Kilogramm jährlich. Mit nachhaltiger Forstwirtschaft, wie sie die Bundesregierung vorschlage, sei er nicht zu decken. Stattdessen müssten die Verbraucher wieder verstärkt Recyclingpapier nutzen und den Papierverbrauch reduzieren, sagen die Umweltschützer.

Fabian Grabowsky, Dagny Lüdemann

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