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Politik: Pauli sorgt erneut für Wirbel

Landrätin kandidiert für CSU-Vorsitz

München - Was die Wahrnehmung der Gabriele Pauli angeht, hat es in der CSU bislang zwei Schulen gegeben. Die Vertreter der einen fanden die Fürther Landrätin im Auftreten vielleicht etwas extravagant, aber mit resolutem PR-Talent begabt – eine Eigenschaft, mit der sich im Sinne der Staatspartei womöglich Nützliches anfangen lasse. Die anderen fanden Pauli schlicht durchgeknallt. Am Donnerstag erhielt die zweite Schule Zulauf. Da hat Pauli angekündigt, Ende September für den Parteivorsitz zu kandidieren.

Eine Chance auf Edmund Stoibers Nachfolge an der CSU-Spitze hat die Frau, die Stoibers Ende einleitete, natürlich nicht. Die schwierige Nachfolgeentscheidung mit der politischen Harakiri-Operation beeinflussen könnte sie durchaus. Sollte das Rennen zwischen Landeswirtschaftsminister Erwin Huber und Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer knapp ausfallen, könnten schon wenige Stimmprozente für eine dritte Kandidatin die Gewichte verschieben. Auch eine Stichwahl kann nötig werden, wenn ein Bewerber nicht sofort auf 50 plus x kommt.

Das bisherige Kandidatenduo reagierte politisch korrekt auf die provokative neue Konkurrenz. „Jeder kann kandidieren“, sagt Seehofer, mit dem Zusatz: „Mir macht das keine Angst.“ Huber sagt nur: „Es steht jedem frei zu kandidieren“, ohne Zusatz. Andere äußern sich weniger diplomatisch. Einen „Mediengag“ nennt die Chefin der CSU-Frauenunion, Emilia Müller, Paulis neueste Idee. Bayerns JU-Chef Manfred Weber bittet die scheidende Landrätin, sich die Sache noch einmal zu überlegen; sie mache doch die CSU lächerlich mit so etwas. Den originellsten Kommentar aber trug der Nürnberger Bürgermeister Klemens Gsell bei. Der hat Pauli oft gegen Kritik verteidigt. Jetzt sagt er, die Bewerbung sei eine „private Entscheidung“. Auch so kann man ausdrücken, dass der Vorgang mit Politik im engeren Sinne eher nichts zu tun hat. bib

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