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Politik: PDS: Auf Abstand

Gregor Gysis Wahlquartier in der Ost-Berliner Kult-Meile Karl-Marx-Allee ist nur ein Probelauf: Die PDS-Führung beabsichtigt, den Bundestagswahlkampf 2002 erstmals aus einer "Kampa" zu steuern. Zwar gibt es bisher keinen offiziellen Beschluss des Parteivorstandes für eine ausgelagerte Wahlkampfzentrale.

Von Matthias Meisner

Gregor Gysis Wahlquartier in der Ost-Berliner Kult-Meile Karl-Marx-Allee ist nur ein Probelauf: Die PDS-Führung beabsichtigt, den Bundestagswahlkampf 2002 erstmals aus einer "Kampa" zu steuern. Zwar gibt es bisher keinen offiziellen Beschluss des Parteivorstandes für eine ausgelagerte Wahlkampfzentrale. Aber bereits jetzt wird nach möglichen Standorten Ausschau gehalten, wie der Tagesspiegel erfuhr. Auch werden bereits die ersten Verhandlungen mit Vermietern geführt. Ziel der Genossen ist es, der Partei ein "modernes Bild" zu verschaffen.

"Kampa" ist ein Zauberwort unter Wahlkämpfern, seit 1998 die SPD ihre Wahlkämpfer in Bonn aus dem Erich-Ollenhauer-Haus auslagerte und ein paar hundert Meter weiter in einem Bürohaus unterbrachte. Bis zu 70 meist junge Leute arbeiteten, unterstützt von Werbeprofis, außerhalb der Parteizentrale und führten die SPD und ihren Kanzlerkandidaten Gerhard Schröder zum später historisch genannten Erfolg. Originelle Strategien und Kampagnen wurden kreiert, etwa mit verfremdeten Filmplakaten. Das Konzept kam an in der Partei: Ausgelagerte "Kampas" der SPD gab es dann etwa im Europawahlkampf 1999 oder bei den Landtagswahlen in Sachsen und Baden-Württemberg und jetzt auch für die Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus. Für die Bundestagswahl 2002 ist eine SPD-"Kampa" bereits beschlossene Sache, auch wenn der Standort noch nicht feststeht.

Die Linkssozialisten haben sich inspirieren lassen. Gysis Wahlkampfchef André Brie stellte eine PDS-"Kampa" als Bedingung für seinen Einsatz in Berlin. Wichtig sei ihm der "Abstand" von der Parteizentrale gewesen, sagt Brie, der in den 90er Jahren die Wahlkämpfe der Bundespartei gemanagt hat - zuletzt den 1998 mit einem Etat von knapp neun Millionen Mark. Mit dem Wahlquartier in der Karl-Marx-Allee in der Nähe des Kino International und der legendären Mokkamilcheisbar sieht sich die PDS "einen Schritt weiter" als die SPD. Gysis Quartier hat ein Internet-Café, lädt regelmäßig zu Veranstaltungen ein. Anders als die "Kampa" der Bundes-SPD 1998 ist sie für Besucher offen. Brie verspricht sich "Professionalität statt Ideologie".

Für 2002 muss auch PDS-Bundesgeschäftsführer Dietmar Bartsch die Räume für die Wahlkampfzentrale seiner Partei noch finden. Das transparente Gysi-Quartier hat bereits einen kanadischen TV-Sender als Nachmieter. "Schade", sagt Brie. Er fügt hinzu: "Das hier zu toppen, ist kaum möglich".

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