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Bagida-Anhänger demonstrieren in München.

© Reuters

Pegida und NoPegida: Weniger Zustrom zu Demonstrationen

Nach dem Demonstrationsverbot in Dresden sind in den deutschen Städten weniger Menschen als in den Vorwochen zu den Kundgebungen von und gegen Pegida gekommen. In Dänemark und Norwegen haben sich unterdessen erste Ableger der Anti-Islam-Bewegung gebildet.

Nach dem Demonstrationsverbot für Pegida und andere Gruppen in Dresden hat es am Montag in Deutschland einen weit geringeren Zustrom zu Demonstrationen gegeben als in den vergangenen Wochen.

In mehreren deutschen Städten gingen am Montagabend Tausende Menschen auf die Straße, um gegen die islamkritische Bewegung zu demonstrieren. In München demonstrierten nach Polizeiangaben rund 10.000 Teilnehmer für eine offene und tolerante Gesellschaft. Der Münchner Pegida-Ableger Bagida brachte zur gleichen Zeit etwa 800 Menschen auf die Straßen.In der „Pegida“-Hochburg Dresden war eine für Montag geplante Kundgebung nach Terrorwarnungen abgesagt worden. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) unterstrich nach der Absage das Recht auf Meinungs- und Versammlungsfreiheit.

In Braunschweig kamen nach Angaben der Veranstalter rund 8.000 Menschen zusammen, um gegen den „Pegida“-Ableger „Bragida“ zu demonstrieren. „Das ist die größte Demonstration gegen Rassismus, die es in Braunschweig je gegeben hat“, sagte Sprecher David Janzen vom „Bündnis gegen Rechts“. Nach Polizeiangaben versammelten sich zeitgleich rund 300 „Bragida“-Unterstützer. Vor der Gegendemonstration warnte der braunschweigische Landesbischof Christoph Meyns bei einer Andacht im überfüllten Dom davor, Ängste und Vorurteile zu schüren.

Gegendemos in zahlreichen Städten

In Magdeburg versammelten sich rund 6.000 Menschen. Sie protestierten ebenfalls gegen einen örtlichen Ableger der islamfeindlichen Bewegung. Die mitteldeutsche evangelische Landesbischöfin Ilse Junkermann sagte, die „Pegida“-Anhänger sprächen gegen die Grundlagen des Christentums. In Leipzig demonstrierten rund 5.000 Menschen für Weltoffenheit und gegen den Leipziger „Pegida“-Ableger „Legida“. Mehr als 4.000 Menschen zogen in Osnabrück unter dem Motto „Wir sind Charlie, nicht Pegida“ gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit durch die Straßen.

Mehrere Tausend Menschen demonstrierten auch in Düsseldorf gegen die islamfeindliche „Dügida“-Bewegung und für ein friedliches Zusammenleben der Kulturen. Die stellvertretende NRW-Ministerpräsidentin Sylvia Löhrmann (Grüne) rief die Demonstranten dazu auf, „den geschwisterlichen Umgang und die Begegnung“ mit den Flüchtlingen und Asylbewerbern auch weiterhin zu pflegen. Der rheinische Präses Manfred Rekowski warnte: „Menschenfeindliche Parolen, Ausgrenzung und Hass dürfen nicht salonfähig werden.“ Anti-„Pegida“-Demonstrationen gab es unter anderem auch in Bielefeld, Duisburg, Würzburg, Nürnberg, Wiesbaden, Kassel, Göttingen und Suhl.

Die Dresdner Polizei war am Abend mit einem Großaufgebot im Einsatz, um nach einem Demonstrationsverbot nach Terrorwarnungen spontane Versammlungen zu verhindern. Am Montag vergangener Woche hatten nach Polizeiangaben mehr als 25.000 Menschen an der Dresdner „Pegida“-Demonstration teilgenommen. Die Organisatoren der islamkritischen Bewegung kündigten für kommende Woche eine weitere Versammlung in Dresden an.

Ortel: Pegida lässt sich nicht mundtot machen

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) betonte unterdessen das Recht auf Meinungs- und Versammlungsfreiheit. Ein solches hohes Gut müsse immer geschützt sein, sagte Merkel am Montag in Berlin. Sie habe ein großes Interesse daran, dass an jedem Ort demonstriert werden könne, weil es sich um ein Grundrecht handele.

Die Dresdner Polizei hatte nach Terrordrohungen gegen „Pegida“-Mitbegründer Lutz Bachmann alle für Montag in Dresden geplanten Demonstrationen verboten. Die wöchentliche „Pegida“-Demonstration sowie die Gegenveranstaltung mussten abgesagt werden. „Pegida“-Mitorganisatorin Kathrin Oertel sagte am Montag auf der ersten Pressekonferenz der islam- und asylfeindlichen Bewegung in Dresden, die Absage der Demonstration bedeute nicht, dass sich die Bewegung „mundtot“ machen lasse.

Der Berliner Protestforscher Dieter Rucht rechnet unterdessen mit einem Abflauen der „Pegida“-Demonstrationen in Dresden. „Der Höhepunkt ist überschritten“, sagte der Sozialwissenschaftler. Zugleich etablierten sich jedoch weiter „Pegida“-Ableger in anderen deutschen Städten, lautet seine Prognose.

Pegida-Demos auch in Dänemark und Norwegen

Unterdessen breitet sich die Pegida-Bewegung langsam auch über die deutsche Grenze aus. In den dänischen Städten Kopenhagen, Aarhus und Esbjerg sind am Montagabend zum ersten Mal Anhänger der islamkritischen Bewegung auf die Straße gegangen. In Kopenhagen waren es nach Polizeiangaben rund 200 Demonstranten, in Aarhus kamen etwa 30. Sie trafen auf eine Überzahl an Gegendemonstranten. „Die Märsche waren friedlich und ruhig“, sagte ein Polizeisprecher. In der norwegischen Hauptstadt Oslo fand am Abend die zweite Pegida-Demo statt. Der norwegische Rundfunk meldete, die rund 70 Teilnehmer seien von Gegendemonstranten mit Schneebällen beworfen worden. (AFP/dpa)

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