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Politik: Peru wählt – das kleinere Übel

Berlin - Peru steht am Scheideweg. An diesem Sonntag treten zwei linke Präsidentschaftskandidaten zur Stichwahl an.

Von Michael Schmidt

Berlin - Peru steht am Scheideweg. An diesem Sonntag treten zwei linke Präsidentschaftskandidaten zur Stichwahl an. Der eine, Ex-Staatschef Alan Garcia, verkörpert die Vergangenheit. Was ihn zum größten Gegner seiner selbst macht. Der andere, der nationalistische Offizier Ollanta Humala, steht für das populistisch-radikale Moment peruanischer Politik. Was ihn zum größten Wahlkampfhelfer seines gemäßigten Kontrahenten macht.

Nach Umfragen geht Garcia als Favorit in die Wahl: Der 57-Jährige lag zuletzt mit 60 zu 40 Prozent der Stimmen vor Humala. Was bis vor kurzem kaum jemand für möglich gehalten hatte. Denn in seiner ersten Amtszeit von 1985 bis 1990 hat er das Land gründlich in den Bankrott getrieben. 16 Jahre später hat sich das Blatt gewendet. Seinem Gegner sei Dank.

Der 43-jährige Humala inszeniert sich als Außenseiter – ein Erfolgsrezept in einem Land, in dem nicht einmal jeder Zehnte den Politikern und der Justiz vertraut. Aber als Stimme der Enttäuschten, und Enttäuschte gibt es viele in Peru, schürt Humala nach Kräften den Hass der in bitterer Armut Lebenden auf die reiche Oberschicht – weshalb sich die verschreckte Mittel- und Oberschicht jetzt um den unbeliebten Garcia schart. Die Munition für dessen Angstkampagne liefert das Umfeld Humalas. Seine Mutter will Homosexuelle erschießen lassen. Der Vater, in seiner Jugend Kommunist, strebt heute nach einem indigen geprägten Staat. Bruder Ulises, der die „ethnonationalistische“ Bewegung „Avanza País“ führt, unterstützt ihn nach Kräften. Humala selbst hält sich mit extremistischen Äußerungen zurück. Bei einer gescheiterten Militärrevolte im Oktober 2000 unter seinem Kommando hatte aber auch er noch die Erschießung korrupter Beamter gefordert.

Garcia verspricht der Mittelschicht, aus seinen Fehlern gelernt zu haben und das Haushaltsdefizit strikt bei einem Prozent des Bruttoinlandsproduktes halten zu wollen. Vor allem schlägt er einen moderateren Ton als Humala gegenüber der Wirtschaftselite an. Deshalb unterstützen ihn auch internationale Investoren.

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