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Politik: Pfiffe für Hollande

Nach Gedenken zum Ende des Ersten Weltkriegs erntet Frankreichs Präsident Rücktrittsforderungen.

Paris - Buhrufe und Pfiffe für einen unpopulären Präsidenten. Was noch keinem französischen Staatsoberhaupt passierte, widerfuhr François Hollande am Montag. Nach dem Ende der Zeremonie zum Gedenken des Waffenstillstands von 1918, einem der feierlichsten Augenblicke im Leben der Republik, wurde Hollande bei der Fahrt über die Prachtstraße Champs- Elysées von wütenden Protestrufen begleitet. Die Demonstranten forderten seinen Rücktritt, warfen ihm eine „sozialistische Diktatur“ vor und skandierten Slogans gegen das Gesetz über die Homo-Ehe. 72 Personen, die sich den Ordnungskräften mit Gewalt widersetzten, wurden vorübergehend festgenommen.

Nach Auskunft von Innenminister Manuel Valls standen Rechtsextremisten hinter der Demonstration. Eine Anzahl von Demonstranten trugen rote Mützen – das Symbol der Proteste, die sich in der Bretagne gegen die geplante Lkw-Maut und die zunehmende Steuerlast erhoben hat und am vergangenen Wochenende auch auf andere Regionen Frankreichs übergriff. Angesichts der vehementen Aufrufe im Internet hatte sich die Führung der Rotmützen-Bewegung schon vorher von den Protesten gegen Hollande distanziert. Marine le Pen, die Chefin der rechtsextremen Nationalen Front, erklärte, ihre Partei habe nichts mit den Protesten zu tun.

Die Kranzniederlegung am Arc de Triomphe, mit der die Nation traditionell der Opfer für den Sieg im Ersten Weltkrieg gedenkt, war selbst zwar nicht gestört worden. Der Zwischenfall ließ jedoch erkennen, wie wenig Nachhall der Aufruf gefunden hat, mit dem Hollande unter Bezug auf den Ersten Weltkrieg die Franzosen zum Durchhalten in der aktuellen Krise aufforderte. Die Erinnerung an den Ersten Weltkrieg falle in eine Zeit, in der Frankreich „wie jede große Nation Angst vor der sich ändernden Welt hat“, hatte er vergangene Woche gesagt. Diese Erinnerung zwinge dazu, zusammenzustehen, „wenn wir die Schlachten gewinnen wollen, die heute nicht mehr militärisch, sondern wirtschaftlich sind“.

Die Feiern zum Gedenken an den Beginn des Ersten Weltkriegs im kommenden Jahr werden im Juni 2014 mit den Zeremonien zusammenfallen, mit denen der 70. Jahrestag der Landung in der Normandie im Zweiten Weltkrieg begangen wird. Zum französischen Nationalfeiertag am 14. Juli 2014 hat Frankreich alle 72 Teilnehmerstaaten des Ersten Weltkriegs eingeladen. Bei einer besonderen Zeremonie am 3. August, dem Jahrestag der deutschen Kriegserklärung an Frankreich, will Hollande mit Bundespräsident Joachim Gauck dieses „tragischen Aktes“ gedenken. Hans-Hagen Bremer

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