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Politik: Pflichtbesuch

+Foto: Rückeis / Montage: DP HINTER DEN LINDEN Es war ein schöner Abend. Eine geballte Ladung Union im Berliner Szeneclub 90 Grad, das hat schon was!

+Foto: Rückeis / Montage: DP

HINTER DEN LINDEN

Es war ein schöner Abend. Eine geballte Ladung Union im Berliner Szeneclub 90 Grad, das hat schon was! Aber fangen wir hübsch ordentlich mit der Chronistenpflicht an. Edmund Stoiber hielt die kürzeste Rede seines Lebens: „Die Umfragen zwingen mich, Berlin intensiver kennen zu lernen.“ Ja, er ist halt ein preußischer Pflichtmensch. Jetzt muss er sich auch noch den hauptstädtischen Underground erarbeiten. „Man muss dorten gewesen sein“, sei ihm über das 90 Grad berichtet worden, aber das war schon nicht mehr Teil der Rede, das war der Smalltalk hier und da. „Ich muss ja alle potenziellen Stammgäste kennen. Vielleicht werd´ ich ja auch einer“ – das war noch eines der erhaschten Stoiber-Worte. Die meisten bekamen Springer-Chef Döpfner, Cherno Jobatey und Sabine Christiansen mit, denen erläuterte Stoiber nämlich das Beziehungsgeflecht Politik-Fußball, wozu er mit den Handkanten Spielzüge nachstellte.

Zuvor, in der knappen Begrüßung vor des Kandidaten Auftritt, fiel der bemerkenswerte Satz, Sinn und Zweck der Veranstaltung sei der Kampf gegen die Politikverdrossenheit der deutschen Jugend. Na ja. Jetzt hören wir auf mit der Chronistenpflicht und berichten, was sonst so auffiel. Von wegen Verdrossenheit. Zum Beziehungsgeflecht Politik-Sport muss erwähnt werden, dass nichts begehrter war als ein Platz neben Anni Friesinger (aufreizende Sitzhaltung: gestrecktes Bein quer über die Kuschelecke, später: öffentliche Begutachtung mutmaßlicher Verletzungen im Kniebereich) und der Tanzplatz neben der Tochter von Laurenz Meyer.

Selbiger, der CDU-Generalsekretär, löste als Dauer-Tänzer Michael Glos von der CSU ab. Als Stoiber längst zu Hause war und Meyer schwoofte, hatte Angela Merkel sich mit Erwin Huber am Tresen festgebissen. Da war es schon weit nach Mitternacht, und der Club war weitestgehend zurückgemorpht in seine ursprüngliche Bestimmung, also trinken und tanzen. Das war übrigens die Erkenntnis des Abends: Berlin verträgt das. Da kommt der Stoiber-Edi in die Szene hinabgestiegen, weil er muss, und nichts passiert! Berlin ist bereit. Der neue Stammgast kann kommen. Robert von Rimscha

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