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Politik: Philippinen: Ende der Vorstellung

Vom Bild des Volkshelden war nichts mehr übrig. Zusammengesunken saß Ex-Präsident Joseph Estrada am Mittwoch im Polizeihauptquartier von Manila, beinahe wie ein gewöhnlicher Krimineller.

Vom Bild des Volkshelden war nichts mehr übrig. Zusammengesunken saß Ex-Präsident Joseph Estrada am Mittwoch im Polizeihauptquartier von Manila, beinahe wie ein gewöhnlicher Krimineller. "Das wird meine beste Vorstellung", hatte der frühere Schauspieler nach seiner Wahl im Mai 1998 noch getönt - der Fall hätte kaum tiefer sein können. Seiner Nachfolgerin Gloria Macapagal Arroyo war Freude über die Verhaftung nicht anzumerken. Doch hätte der Coup der Justiz für die Präsidentin, die sich den Kampf gegen Korruption auf die Fahnen geschrieben hat, schon aus Imagegründen zu keinem günstigeren Zeitpunkt kommen können.

Die philippinische Justiz macht Ernst, fast genau 100 Tage nachdem Arroyo in einer zumindest fragwürdigen Mischung aus Volksaufstand und Militärputsch an die Staatsspitze katapultiert wurde. Als "Grab aller Bestechungsverfahren" war das Anti-Korruptionsgericht des Landes schon verspottet worden, unfähig die allgegenwärtige Mauschelei im Land der 7000 Inseln zu unterbinden. Dass die Richter nun im prominentesten Fall gegen den Ex-Präsidenten Zähne zeigen, nennt Arroyo "ein klares Signal". Eines, das sie bitter braucht. Erst im vergangenen Monat stufte eine Ranking-Agentur in Hongkong die Philippinen nach wie vor als eines der korruptesten Länder Asiens ein. "Das tut weh", reagierte Arroyo.

Das Erbe lastet schwer: Entnervt von zweieinhalb Jahren Estrada hatten vor dem Machtwechsel in Manila ausländische Investoren die Koffer gepackt, die Landeswährung Peso und der Aktienmarkt fielen auf ein Rekordtief, ebenso wie das internationale Vertrauen in die Inselrepublik. "In zwei Jahren unter einer schlechten Regierung haben wir über ein Jahrzehnt wirtschaftlicher Gewinne verpasst", kritisierte der Politikwissenschaftler Alex Magno. Dass mit Arroyo alles anders wird, hoffen viele. Schon melden sich Wirtschaftsdelegationen zu Besuchen an, unlängst auch Unternehmer aus Deutschland. "Die Stimmung ist deutlich in Richtung Optimismus umgeschlagen", beschreibt ein Geschäftsmann die Lage. Von der Vorgängerregierung erbte Arroyo ein Haushaltsdefizit von 135 Milliarden Peso (5,8 Milliarden Mark). Ihr ehrgeiziges Ziel: Ein ausgeglichenes Budget bis zum Jahr 2005.

Frank Brandmaier

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