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Pisa-Studie: "Abitur allein ist kein Bildungserfolg"

Die neue Pisa-Studie kritisiert erneut die mangelnde Bildungsgerechtigkeit in Deutschland. Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz Wanka (Foto) und die designierte Bundesbildungsministerin Schavan sprechen dagegen von einer "falschen Interpretation".

Berlin - Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Brandenburgs Kulturministerin Johanna Wanka (CDU), sieht die Ergebnisse der neuen Pisa-Studie zum Teil falsch interpretiert. "Es ist nicht richtig, dass der soziale Status des Elternhauses heute gravierender für die Bildung der Kinder verantwortlich ist als bei der vergangenen Studie", sagte Wanka am Donnerstag im ARD-"Morgenmagazin". Bei der neuen Studie seien die Bundesländer untereinander verglichen worden. Dabei gebe es vier Länder, die sich im Spitzenfeld der OECD-Studie bewegten.

Für die als schlecht kritisierte Abiturquote deutscher Schüler gibt es nach Angaben von Wanka keinen Vergleich mit anderen Ländern. "Man darf nicht die Tatsache, ob jemand Abitur macht, allein als Bildungserfolg werten", sagte sie. Es sei wichtig, dass die jungen Leute den Beruf ergreifen könnten, den sie wollen. Außerdem hätten sich die von der Kultusministerkonferenz eingeleiteten Maßnahmen zur Verbesserung des Bildungssystems noch nicht voll durchgesetzt.

Auch nach Ansicht der designierten Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) werden Ergebnisse der Pisa-Studie zum Teil falsch ausgelegt. "Die Nachricht, die Chancengleichheit habe sich verschlechtert, ist falsch", sagte Schavan im ARD-"Morgenmagazin". Die wichtigste Botschaft der neuen Studie sei, dass in vielen Bereichen sehr viel bessere Leistungen erzielt worden seien als noch 2000. Schwerpunkt der Bildungspolitik der kommenden Jahre müsse der Bereich der frühkindlichen Bildung sein.

Die Kultusminister der Länder stellten heute in Berlin die Ergebnisse der neuen Pisa-Studie über die Leistungen deutscher Schüler vor. Demnach entscheidet die soziale Herkunft in Deutschland immer stärker über die Bildungschancen eines Kindes.

Bulmahn: Länder und Bund müssen Verantwortung tragen

Die neue Pisa-Ergebnisse belegen nach den Worten von Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD), dass Bund und Länder auch künftig gemeinsame Verantwortung für die Bildung tragen müssen. Dies sollte auch nach der Föderalismusreform weiter im Grundgesetz verankert werden, sagte Bulmahn am Donnerstag in Berlin.

Die mit der Pisa-Studie belegte hohe Abhängigkeit von Bildungserfolg und sozialer Herkunft eines Schülers könnte nicht länger hingenommen werden. In der Bildung müsse es Chancengerechtigkeit geben. Zugleich müssten mehr Fachkräfte und Nachwuchswissenschaftler ausgebildet werden.

Der Pisa-Bericht mache aber auch deutlich, dass «Verbesserungen möglich sind.» Gemeinsam hätten Bund und Länder einiges erreicht. Der Ausbau der Ganztagsschule müsse weitergehen. Nach der Vier-Milliarden-Euro-Hilfe des Bundes müssten nun aber auch die Länder entsprechende Schwerpunkte setzen, sagte Bulmahn.

In der neuen Teiluntersuchung haben die Pisa-Forscher auch die Leistungen der Gymnasialschüler in den Bundesländern miteinander verglichen. Bei der mathematischen Kompetenz liegen Bayerns Schüler klar vorne, gefolgt von Sachsen, Baden-Württemberg und Thüringen. Ein "geringes Kompetenzniveau" attestieren die Experten den Gymnasialschülern in Nordrhein-Westfalen, Brandenburg und in den Stadtstaaten Hamburg, Berlin und Bremen. (tso/ddp/dpa)

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