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PKK-Konflikt: "Die deutschen Medien sind blind“

Der Kurdenkonflikt entzweit derzeit Migranten in ganz Deutschland. Türkische Medien und ihre deutschen Ableger heizen die Stimmung noch zusätzlich auf und behaupten, deutsche Medien würden die militante PKK verharmlosen.

Frankfurt am Main - Auch wenn es zum Glück nicht überall zu Gewalt kommt wie jetzt in Berlin: Der geplante Einmarsch der türkischen Armee in den kurdischen Nordirak treibt auch einen Keil zwischen die türkischen Migranten in Deutschland. Patriotische Parolen und Anfeindungen gegen Kurden und andere Minderheiten aus der Türkei haben nach dem Tod von zwölf Soldaten vor einer Woche zugenommen. Muzaffer Günay, Vorstandsmitglied des Türkischen Volkshauses in Frankfurt am Main, beschreibt die Situation als „sehr angespannt“, die Fronten seien verhärtet. „Trotzdem: Wir als Türkisches Volkshaus sind gegen einen Einmarsch“, sagt Günay. Aber man sei sich noch nicht einig darüber, wie auf die Situation reagiert werden soll. „Die Menschen haben noch nicht ganz begriffen, was es bedeutet, wenn die Armee in den Irak einmarschiert.“ Man zögert deshalb auch noch, sich an einer vom kurdischen „Mesopotamischen Kulturzentrum“ organisierten Kundgebung zu beteiligen.

Türken in Deutschland vereinen sich

Die Mitglieder der beiden Zentren gehören dabei zu jener Minderheit innerhalb der Migranten aus der Türkei, die gegen einen Krieg im Nordirak ist. Für andere türkische Organisationen ist die Sache klar: Der türkische Staat habe ein legitimes Recht, Terroristen zu bekämpfen. So haben es die Türkische Gemeinde in Deutschland und der Rat der Türkeistämmigen Staatsbürger in Deutschland in einer gemeinsamen Erklärung formuliert. Mit dieser Meinung sind sie nicht allein: Überall machen türkische Vereine und Verbände Stimmung „gegen den Terror der PKK“. Ob in Nürnberg, Hamburg, Köln oder Berlin, in allen deutschen Städten sind türkische Vereine um „nationalen Zusammenhalt gegen den Terror“ bemüht. Formuliert wird das Anliegen stets ähnlich: Man verurteilt den Terror und stellt sich „als türkische Nation dagegen“.

„Die Stimmung wird durch die Medien in der Türkei und ihre Ableger hier in Deutschland angeheizt. Es ist schrecklich, wie da vorgegangen wird“, bemerkt Muzaffer Günay dazu. Die meisten Türken sind da anderer Meinung. Für sie gilt, dass die deutschen Medien die militante kurdische PKK verharmlosen. Die Türkische Gemeinde und der Rat der Türkeistämmigen Staatsbürger haben moniert, dass in deutschen Medien die „Angriffe der PKK als Freiheitskampf deklariert werden“. Die „Hürriyet“ machte mit der Zeile auf: „Die deutschen Medien sind blind gegenüber der PKK.“ Kritisiert wird die Verwendung von Begriffen wie „Rebellen“, „Separatisten“ oder „radikale Kurden“.

Diskutiert wird nicht nur zwischen kurdischen und türkischen Migranten. Die armenische Diaspora verfolge die Geschehnisse mit Sorge, sagt der Vorsitzende des Zentralrates der Armenier in Deutschland, Schawarsch Owassapian. Man fürchte die Eskalation des Konflikts: „Minderheiten in der Türkei, das sind nicht nur Armenier. Auch Griechen, Aramäer, Aleviten haben Angst.“ In Brüssel wurde während einer Demonstration von 500 türkischen Nationalisten ein armenisches Café mit Steinen beworfen und die Inneneinrichtung demoliert. Das sei überall möglich, sagt Owassapian, die extrem nationalistischen Grauen Wölfe seien auch hier aktiv. „Aber ich denke, die deutschen Behörden haben das im Griff.“

Hilmi Tozan

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