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Politik: PKK lässt türkische Gefangene frei Ein erster Schritt zum Frieden?

Istanbul - Die Kurdenrebellen der PKK in der Türkei haben acht türkische Gefangene freigelassen. Angesichts der Dimensionen eines Konflikts, der fast 30 Jahre währt und 40 000 Menschen das Leben gekostet hat, wirkt das wie eine Randnotiz.

Istanbul - Die Kurdenrebellen der PKK in der Türkei haben acht türkische Gefangene freigelassen. Angesichts der Dimensionen eines Konflikts, der fast 30 Jahre währt und 40 000 Menschen das Leben gekostet hat, wirkt das wie eine Randnotiz. Doch Kurden und Türken feiern die Geste der PKK als Schritt zum Frieden. Denn die Freilassung ist die erste konkrete Folge der Verhandlungen zwischen dem inhaftierten PKK-Chef Öcalan und dem türkischen Staat.

Öcalan hatte die PKK im Februar aufgerufen, die acht Türken – Soldaten, einen Polizisten und einen Beamtenanwärter – als Geste des guten Willens freizulassen. Seitdem verhandelten die türkischen Behörden und die PKK-Führung mithilfe von Mittelsmännern über die Modalitäten der Übergabe. Ankara wollte verhindern, dass die Freilassung als Triumph der Rebellen inszeniert wird – genau das war vor einigen Jahren bei der symbolischen Rückkehr einiger PKK-Kämpfer in die Türkei geschehen. Der damalige Aufschrei türkischer Nationalisten hatte die Bemühungen um ein Ende des Kurdenkonflikts lange unterbrochen. Die Vorgespräche hatten Erfolg: Die Gefangenenübergabe verlief nüchtern.

Nun richtet sich das Interesse darauf, ob Öcalan zum kurdischen Neujahrsfest kommende Woche einen Waffenstillstandsappell an seine PKK richtet. Nach Presseberichten will er den Aufruf als Videobotschaft aus seiner Gefängniszelle heraus verkünden. Eine solche Botschaft wäre nicht nur eine historische Zäsur im Kurdenkonflikt. Es wäre auch der erste öffentliche Auftritt Öcalans seit seinem Gerichtsverfahren vor 14 Jahren.

Eine Waffenruhe bildet im – offiziell unbestätigten – Rahmenplan von Öcalan und dem Geheimdienst die Vorstufe zu einem generellen Gewaltverzicht der PKK. Im Gegenzug soll der Staat den zwölf Millionen Kurden Selbstbestimmungsrechte einräumen, fordert die PKK. Einen Sonderstatus für die Kurden lehnt Ankara aber ab. Die Lösung liege in mehr Demokratie für alle in der Türkei, sagt Präsident Abdullah Gül: „Wenn die Waffen schweigen, wird es einfacher, auf Reformen umzuschalten.“ Susanne Güsten

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