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Ex-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg.

© dpa

Plagiatsaffäre: Guttenberg: "Ich wollte mir keine Schwäche eingestehen"

In der Plagiatsaffäre um seine Doktorarbeit hat Ex-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) eine massive Überforderung eingeräumt. Die Uni Bayreuth kommt in ihrem Abschlussbericht zu einem klaren Urteil.

Der einstige Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) hat bei seiner Doktorarbeit vorsätzlich betrogen. Seine Doktorväter hat er jedoch so geschickt getäuscht, dass sie keine Schuld trifft. Dieses Ergebnis ihres Abschlussberichts über den Skandal hat die Universität Bayreuth schon in der vergangenen Woche veröffentlicht. Seit Mittwoch können nun alle Interessierten zahlreiche peinliche Details selbst nachlesen: Die Hochschule hat den über 80-seitigen Bericht ihrer mit sieben Professoren besetzten Kommission „Selbstkontrolle in der Wissenschaft“ vollständig ins Internet gestellt.

Das Papier enthält die enthusiastischen Gutachten von Guttenbergs Doktorvätern ebenso wie eine ausführliche Auseinandersetzung der Kommission mit Guttenbergs Arbeitsweise und seinen öffentlichen Erklärungsversuchen dafür: „Täuschungen durchziehen die Arbeit als werkprägendes Bearbeitungsmuster“, ist zu lesen. Wie Guttenberg verfuhr, illustrieren die Professoren anhand der Schriften des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestags, von denen Guttenberg ohne adäquate Kennzeichnung reichen Gebrauch machte.

Um dies zu vertuschen, änderte er Kleinigkeiten: Er ersetzte das Wort „obwohl“ durch „obgleich“ oder schrieb statt „Truman“ und „Eisenhower“: „H. Truman“ und „D. Eisenhower“. Dem von Guttenberg in Fußnoten erweckten Eindruck, er habe die Zuarbeit des Dienstes für eigene Vorträge genutzt, aus denen er nun zitiere, folgen die Professoren nicht: „Der Buchtext lässt keine eigenständige Bearbeitung (...) erkennen, sondern nur eine weitgehend wörtliche Übernahme der fremden Texte“, und das „in einem kaum vorstellbaren Ausmaß“. Dass Guttenberg bewusst vorgegangen sei, zeigten auch „die Umstellung der Syntax, die Verwendung von Synonymen sowie einzelne Auslassungen; auch sie deuten auf den Willen des Doktoranden hin, die Übernahme fremder Texte zu verschleiern“.

Dass Guttenberg wegen seiner vielen Belastungen den Überblick verloren hat, wie er selbst erklärte, hält die Kommission für unglaubwürdig. Insbesondere werde ein Doktorand nicht vergessen, „dass weichenstellende Passagen seiner Arbeit, etwa die Einleitung seiner Dissertation, von anderen Autoren stammen“. Guttenberg hatte der Kommission über seine Anwälte erklärt, er habe über Jahre hinweg Materialien „in nahezu allen denkbaren Formen gesammelt“, dabei auch über 80 Disketten und verschiedene Laptops an mehreren Wohnorten genutzt und die Arbeit immer wieder unterbrechen müssen. Textteile, die er nur als „Gedankensteinbrüche“ in seine Arbeit eingesetzt hatte, um sie später noch zu bearbeiten, seien so versehentlich ohne Quellenangabe stehen geblieben. Ihm sei bewusst gewesen, dass ihm seine Belastung „teilweise über den Kopf gewachsen“ sei. Doch habe er eine „Erwartungshaltung der Familie“ gespürt, das Projekt zu beenden. Auch habe er sich „eine Schwäche nicht eingestehen“ wollen.

Die Kommission zeigt dafür kein Verständnis. Guttenberg sei sich „seines defizitären Arbeitsstils“ bewusst gewesen. Ob Guttenberg einen „Ghostwriter“ beauftragt haben könnte, sei nicht zu klären. Es ändere aber auch nichts „an der festgestellten bewussten Täuschung“.

Guttenbergs Gutachter werden von der Kommission entlastet. Guttenberg habe in Seminaren eine gute Figur gemacht, und „etwaige Stilbrüche“ in seiner Arbeit seien nicht so offensichtlich, als dass die Professoren hätten Verdacht schöpfen müssen. Die Staatsanwaltschaft Hof teilte mit, sie werde im Sommer Zwischenergebnisse ihrer Ermittlungen gegen Guttenberg vorlegen können.

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) habe ihre Meinung über Guttenberg auch nach dem Plagiatsurteil nicht geändert, sagte Regierungssprecher Christoph Steegmans am Mittwoch. Sie nehme die Stellungnahme der Universität sehr ernst. Genauso ernst nehme sie aber das, was Guttenberg ihr in „vertraulichen Gesprächen“ dargelegt habe.

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