zum Hauptinhalt

Politik: Plastiktüten voller Geldscheine Iran zahlte Millionen

an Karsais Stabschef

Von Schmiergeldern in Millionenhöhe spricht die „New York Times“, Afghanistans Präsident Hamid Karsai dagegen von „offiziellen Hilfen“ eines befreundeten Landes. Sicher ist eins: Der Iran zahlte Millionen an die afghanische Regierung. Karsai bestätigte am Montag, dass Teheran dem Präsidentenpalast „ein oder zwei Mal im Jahr“ zwischen 500 000 und 700 000 Euro in bar zukommen lässt. Sein Stabschef Umar Daudsai nehme das Geld entgegen. Auch viele andere Länder, darunter die USA, hätten auf diese Weise Geld gegeben, sagte Karsai. „Die USA tun dasselbe. Sie geben Bargeld an manche unserer Behörden.“ Daran sei nichts Geheimes.

Ganz anders klang der Sachverhalt in der „New York Times“. Diese berichtete von einer ominösen Geldübergabe in einem afghanischen Regierungsflieger bei einem Iranbesuch Karsais im August. Dort habe der iranische Botschafter in Afghanistan Daudsai eine Plastiktüte vollgestopft mit Euroscheinen in die Hand gedrückt, berichtete die Zeitung unter Berufung auf ungenannte Quellen. Insgesamt seien Millionen geflossen. Das Geld sei in geheimen Kassen gelandet, aus der Karsai Parlamentarier, Stammesführer und sogar Taliban-Kommandeure schmiere, um sich deren Loyalität zu erkaufen. Ziel des Irans sei es, „einen Keil zwischen die Afghanen und ihre amerikanischen und Nato-Wohltäter“ zu treiben, schrieb die „New York Times“. Die Zahlungen zeigten, dass die iranische Regierung in den inneren Kreis Karsais vorgedrungen sei. Damit wolle Teheran seine Position in Kabul stärken.

Der Iran hat ein Interesse daran, im Nachbarland eine wohlgesonnene Regierung vorzufinden – zumal er damit auch noch den USA eins auswischen und Konkurrenz machen kann. Auch die Amerikaner, die Pakistaner, die Inder und so manches andere Nachbarland mischen kräftig im Machtpoker am Hindukusch mit – jeder auf seine Weise. Indien etwa verteilte Millionen „Hungerkekse“ als Notration an die Afghanen und engagiert sich massiv im Wiederaufbau, obgleich auf dem Subkontinent selbst Millionen Menschen hungern. Der Einsatz hat sich ausgezahlt: Viele Afghanen sind den Indern höchst zugetan, die Beziehung zu Karsai gilt als gut. Pakistan soll dagegen weiter seine schützende Hand über wichtige Taliban-Figuren halten, in der Annahme, dass sie wieder an der Macht beteiligt werden und Islamabad über sie in Afghanistan mitregieren kann.

Und auch die Supermacht USA und der Westen pumpen Milliarden Dollar in das Land – wohin die Geldströme tatsächlich fließen, lässt sich im Einzelnen kaum prüfen. Der Nutzen von Bargeld ist auch den USA nicht fremd: Die CIA soll in den 80er Jahren mit Koffern voller Dollars in Pakistan unterwegs gewesen sein, um die Mudschahedin im Kampf gegen die Russen in Afghanistan zu unterstützen. Und auch in Kabul wird immer wieder über Schmiergeldzahlungen spekuliert. Aber bewiesen ist dies nicht. Verständlich ist jedoch, dass den Amerikanern die Zahlungen aus dem Iran wenig passen. Allerdings wächst in der internationalen Gemeinschaft die Ansicht, dass der Iran bei einer Lösung am Hindukusch eingebunden werden sollte. Jüngst nahm erstmals ein Vertreter Irans an einer internationalen Afghanistankonferenz teil.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false