zum Hauptinhalt

Politik: „Polens Aufwertung ist problematisch“

Ex-Botschafter Reiter fürchtet wegen Irak Spannungen mit der EU

Berlin/Warschau (cvm). Mit Amerikas Einladung an Warschau, die Führung einer der drei Militärzonen im Irak zu übernehmen, sieht Polens früherer Botschafter in Deutschland, Janusz Reiter, „große Probleme auf uns zukommen“. Es freue sich über die „internationale Aufwertung“, aber Polen müsse nun seine neue Rolle gegenüber den EUPartnern „schlüssig interpretieren“. Polen „kann an Deutschland und Europa nicht vorbei“.

Es sei eine „politische Demonstration“, wenn die USA Polen gleichberechtigt neben sich und Großbritannien stellten. Amerika brauche Polen nicht so sehr im Irak, „es geht vielmehr um Polens Rolle in Europa“, sagte der Direktor des „Centrum Stosunkow Miedzynarodowych“, des bedeutendsten Instituts für Politikberatung in Warschau, im Gespräch mit dem Tagesspiegel. Ob Polen am Ende auch in Europa an Gewicht gewinne, hänge davon ab, dass Warschau den EU-Partnern „erläutert, dass dies keine proamerikanische Entscheidung gegen Europa ist, sondern unser Beitrag, Europas Interessen zu vertreten“. Der Dreiergipfel mit Frankreich und Deutschland am Freitag in Breslau sei eine gute Gelegenheit dazu. „Das hängt aber auch davon ab, dass die beiden anderen mitmachen, Wohlwollen zeigen. Sonst führt das zu weiterer Entfremdung.“ Die ersten Reaktionen von Außenminister Joschka Fischer, der keine Kritik an Polen geäußert hatte, nannte Reiter „hoffnungsvoll“.

„Den Großen in der EU fällt es oft schwer, die neuen EU-Mitglieder als mündige Europäer und gleichberechtigte Partner zu behandeln“, kritisiert Reiter. „Amerika kommt mit einer positiven Botschaft“, Frankreich tue dagegen mitunter so, als sei es „eine Frechheit, wenn Polen eine eigenständige Politik auf gleicher Augenhöhe verfolgt“. Amerika agiere „psychologisch geschickter und mit mehr Einfühlungsvermögen“, werbe um Freunde in Europa, „weil es sich als europäische Macht versteht, die hier Einfluss nehmen will, wozu sie Partner braucht“. In ähnlicher Weise wie jetzt um Polen habe Amerika jahrzehntelang um Deutschland geworben und in den Zwei-plus-vier-Verhandlungen um die Nato-Mitgliedschaft des vereinten Landes gekämpft. „Eine EU, die Polen auf Linie bringen, aber abseits stehen will, die ist für uns nicht attraktiv.“

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false