zum Hauptinhalt

Politik: Polens Präsident für Rückgabe der "Berliner Bibliothek"

WARSCHAU .Polens Präsident Aleksander Kwasniewski dringt auf eine Rückgabe der in Krakau liegenden Bestände der Berliner Staatsbibliothek.

WARSCHAU .Polens Präsident Aleksander Kwasniewski dringt auf eine Rückgabe der in Krakau liegenden Bestände der Berliner Staatsbibliothek.Er wünsche "eine deutsch-polnische Initiative zur Rückgabe kriegsbedingt verlagerter Kulturgüter, die der Welt ein Beispiel gibt", sagte Kwasniewski dem "Tagesspiegel".Zugleich sei sicherzustellen, daß die Kulturgüter allgemein zugänglich bleiben."Ich denke speziell an die Berliner Bibliothek.Wir müssen Mittel auftreiben, um professionelle Kopien herzustellen." Aber "den ersten Schritt muß die deutsche Seite tun".

Aus Polen seien unzählige Gemälde unter deutscher Besatzung verschwunden, die bis heute gesucht werden, betonte der Präsident, der heute Berlin und Potsdam besucht.Polen habe die "Berliner Bibliothek" dagegen nicht geraubt.Im Krieg waren die weltberühmten Handschriften, Originalpartituren von Bach, Beethoven und Mozart sowie Nachlässe nach Schlesien ausgelagert worden und durch die Grenzverschiebung in polnischen Besitz gelangt.

Von der deutschen EU-Ratspräsidentschaft erwartet Polens Präsident, daß sie "die innere Reformen so vorantreibt, daß die EU 2002 zur Erweiterung fähig ist".Das betreffe vor allem die Agenda 2000, die Reform des gemeinsamen Marktes sowie der Institutionen und der Entscheidungsabläufe.Polen seinerseits wolle 2002 beitrittsfähig sein."Das ist ein ehrgeiziges Ziel, aber auch ein realistisches.Wenn dreizehn Jahre nach 1989 die Osterweiterung erfolgt, ist das keineswegs ein sensationelles Tempo, auf das Europa besonders stolz sein kann", sagte der Präsident, der bei Kanzler Schröders Besuch in Warschau vor vier Wochen noch kein Datum nennen wollte.Die Freizügigkeit polnischer Arbeiter und das Recht der EU-Bürger auf Bodenerwerb in Polen, seien "Propagandafragen", die kein reales Problem darstellten und "keine speziellen Ausnahmeregelungen für eine Übergangszeit verlangen".Dank des dynamischen Wachstums in Polen sei Arbeitsmigration nicht mehr so attraktiv.Es deute auch nichts auf einen massenhaften Bodenkauf Deutscher in Polen hin.Solche Klischees müßten überwunden werden.

Mit dem Regierungsumzug verbindet Polens Präsident große Hoffnungen auf eine besondere Rolle Berlins beim Zusammenwachsen Europas."Damit wandert das Zentrum Europas Richtung Polen." Für seine Generation sei Berlin neun Jahre nach dem Fall der Mauer "ein Vorbild für die Integration Europas" und kein Synonym für deutschen Größenwahn, sagte der 1954 in Pommern geborene Arztsohn.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false