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Die Mehrheit der Deutschen hält Zuwanderung ausländischer Arbeitskräfte für notwendig, sieht aber auch negative Folgen.

© pa/dpa

Politbarometer: Wähler sehen Zuwanderung erstmals als wichtigstes Thema

Eine Mehrheit der Deutschen glaubt, dass Deutschland die Zuwanderung ausländischer Arbeitskräfte braucht. Gleichzeitig meinen viele, dass insbesondere die Freizügigkeit von Rumänen und Bulgaren negative Folgen haben wird. Der Themenkomplex ist den Deutschen wichtig wie nie.

Von Lutz Haverkamp

56 Prozent aller Wahlberechtigten sind der Ansicht, für Deutschlands Zukunft sei die Zuwanderung ausländischer Arbeitskräfte wichtig. Das ergab das aktuelle Politbarometer im Auftrag des ZDF und des Tagesspiegels. Demnach halten 38 Prozent Zuwanderung für überflüssig. Besonders die Wähler der Grünen sind aber von der Notwendigkeit der Zuwanderung überzeugt - 90 Prozent antworteten auf die entsprechende Frage mit ja. Von den Anhängern der Unionsparteien sehen das 61 Prozent so, 57 Prozent der SPD-Wähler und 61 Prozent der Linken-Wähler. Selbst 46 Prozent der Anhänger der eurokritischen Alternative für Deutschland (AFD) halten die Zuwanderung ausländischer Arbeitskräfte für notwendig. Von den Befragten, die angegeben haben, dass sie bei einer Bundestagswahl gar nicht wählen gehen würden, finden nur 31 Prozent, dass die Zuwanderung für Deutschlands Zukunft wichtig ist.

Tendenziell negativ bewerten es die Befragten, wenn es aufgrund der jetzt auch für Bürger aus Rumänien und Bulgarien vollständig geltenden Freizügigkeit bei uns zu einer verstärkten Zuwanderung aus diesen Ländern kommen sollte: 51 Prozent der Befragten meinen, dass das für Deutschland hauptsächlich Nachteile bringen würde, 35 Prozent sehen darin gleichermaßen Vor- und Nachteile, für lediglich zehn Prozent stehen die Vorteile im Vordergrund.

Anhänger von Union und AfD sehen Zuwanderung besonders kritisch

Parteianhänger von Union und AfD sehen die Zuwanderung aus Bulgarien und Rumänien besonders kritisch. Zum Thema der Armutszuwanderung haben die Befragten ebenfalls eine recht klare Meinung: 62 Prozent der Befragten glauben, es komme eher häufig vor, dass viele Zuwanderer aus diesen Ländern nur nach Deutschland kommen, um hier Sozialleistungen in Anspruch zu nehmen, 32 Prozent meinen, dass das eher nicht so häufig vorkommt, sechs Prozent antworten mit "weiß nicht".

Zum ersten Mal in der Geschichte des gesamtdeutschen Politbarometers landet der Bereich Zuwanderung, Ausländer und Integration auf Platz eins, wenn nach dem zurzeit wichtigsten Problem in Deutschland gefragt wird. Wie immer wurden hier keine Themen vorgegeben, und es konnten von den Befragten bis zu zwei Bereiche genannt werden, die sie gerade für besonders wichtig halten. Mit 22 Prozent der Nennungen hat das Thema Zuwanderung im Vergleich zu Dezember (zehn Prozent) innerhalb weniger Wochen deutlich zugelegt und liegt jetzt knapp vor der Arbeitslosigkeit, auf die 21 Prozent entfallen (Dezember: 23 Prozent). Dahinter folgen Fragen zur Rente und Alterssicherung mit 16 Prozent.

Bei der "Sonntagsfrage" kann nur die Union zulegen

Bei der "Sonntagsfrage" gibt es kaum Veränderungen. Würde am kommenden Sonntag ein neuer Bundestag gewählt, kämen CDU/CSU auf 43 Prozent (+1). Die SPD hätte dagegen ein weiteres Mal Verluste und käme nur noch auf 24 Prozent (-1). Jeweils unverändert würde die Linke bei zehn Prozent liegen, die Grünen würden neun Prozent erreichen, FDP und AfD kämen auf vier Prozent. Neben einer großen Koalition hätte momentan also nur Schwarz-Grün eine klare parlamentarische Mehrheit.

Nur eine Minderheit von 29 Prozent der Wahlberechtigten findet, dass die neue Bundesregierung gut gestartet ist, 62 Prozent halten den Start für eher misslungen. 81 Prozent der Befragten sind der Meinung, Angela Merkel (CDU) mache ihre Sache als Bundeskanzlerin eher gut Für die neue Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) sehen das 60 Prozent der Befragten so. Und noch mehr - nämlich 70 Prozent - glauben, dass Leyens Thema, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf bei der Bundeswehr, ein wichtiges Thema ist.

Vom 14. bis 16. Januar 2014 hat die Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen 1237 zufällig ausgewählte Wahlberechtigte in Deutschland telefonisch befragt.

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