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Politik: Politik hinter Gittern

Nach Chodorkowskijs Verhaftung wird nun sein Anwalt bedroht

Die Verhaftung von Michail Chodorkowskij, Chef des Ölkonzerns Jukos, hält Russlands Öffentlichkeit in Atem. Die einflussreiche Zeitung „Kommersant“ behauptet, hinter Chodorkowskij stehe der Chef der Kreml-Administration, Alexander Woloschin, eine Altlast, die Präsident Wladimir Putin von Boris Jelzin übernommen hat. Woloschin gilt als Intimfeind von Putins politischen Gefährten in St. Petersburg, welche die Privatisierungen von Staatseigentum Mitte der 90er Jahre vielfach für illegal halten und auf eine Revision dringen.

Chodorkowskij selbst sitzt seit Samstagabend in der berüchtigten Moskauer Haftanstalt „Matrosenstille“ in einer gewöhnlichen Einzelzelle. Sein Anwalt, Anatolij Drel, wird von der Staatsanwaltschaft massiv unter Druck gesetzt. Drel soll als Zeuge zu den Verdächtigungen gegen Jukos vernommen werden. Das Moskauer Kollegium der Rechtsanwälte hat ihm bereits mit Verlust der Zulassung gedroht, sollte er einschlägigen Forderungen nachkommen. Der Führer der Reformpartei „Union der rechten Kräfte“, Boris Nemzow, hat das Vorgehen der Staatsanwaltschaft und indirekt damit auch Putin kritisiert und sich jetzt bei der Generalstaatsanwaltschaft für Chodorkowskij verbürgt. Er garantiere, dass Chodorkowskij im Falle einer Haftverschonung Russland nicht verlassen und sich auch sonst an alle Gesetze halten werde, hieß es in einem Schreiben. In einer Erklärung des Politischen Rats der Partei hieß es zudem, es handele sich längst nicht mehr nur um dessen Privatkonflikt mit der Macht, sondern um einen Streit, der die Interessen von Millionen Menschen berühre. An der Moskauer Börse stürzten die Kurse ab.

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