zum Hauptinhalt

Politik: Politik mit dem Tod

Türkische Journalisten, Wissenschaftler und Politiker wurden in den vergangenen Jahrzehnten Opfer politischer Morde

Der Mord an dem Wissenschaftler Necip Hablemitoglu hat in der Türkei Befürchtungen geweckt, das Land könnte in jene Zeiten zurückfallen, in denen politisch motivierte Gewalt an der Tagesordnung war. Hier eine Chronologie der berüchtigsten politischen Morde der letzten Jahrzehnte in der Türkei:

1. Februar 1979: Der Journalist Abdi Ipekci von der Zeitung „Milliyet“ wird erschossen. Im Verdacht sind Täter aus dem rechtsnationalistischen Milieu; verurteilt wird schließlich der spätere Papst-Attentäter Mehmt Ali Agca. Das Todesurteil gegen Agca wird in eine Haftstrafe umgewandelt. Agca, der inzwischen in der Türkei in Haft sitzt, bestreitet bis heute, Ipekci getötet zu haben.

31. Januar 1990: Der Jurist Muammer Aksoy, der als Mitbegründer des Vereins zur Förderung von Atatürkschen Gedanken ein prominenter Vertreter des politischen Establishments in der Türkei ist, wird getötet. Als Täter werden radikale Islamisten verurteilt.

20. September 1992: Unbekannte erschießen den kurdischen Journalisten Musa Anter im südostanatolischen Diyarbakir. Kurdenkreise vermuten hinter der Tat militante Gruppen, die mit Unterstützung Ankaras gegen die Kurdenrebellen von der PKK kämpfen. Der Fall ist bis heute ungelöst.

24. Januar 1993: Der kemalistische Leitartikler Ugur Mumcu von der Zeitung „Cumhuriyet“ wird mit einer Autobombe vor seinem Haus in Ankara getötet. Radikale Islamisten werden wegen des Mordes verurteilt; nach der Tat hatte es aber auch Spekulationen über eine Beteiligung der Sicherheitskräfte gegeben, denen Mumcu mit Recherchen über dunkle Machenschaften staatlicher Organe zu unbequem geworden sein könnte.

21. Oktober 1999: Der ehemalige Kulturminister und „Cumhuriyet“-Kolumnist Ahmet Taner Kislali wird in Ankara mit einer Bombe getötet, die in einer auf seinem Auto abgelegten Plastiktüte versteckt ist. Auch in diesem Fall werden radikale Islamisten als Täter verhaftet und verurteilt. Die Todesurteile gegen die Täter sind inzwischen in lebenslange Haft umgewandelt worden. güs

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false