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Politik: Politikunterricht

Foto: Rückeis / Montage: DP HINTER DEN LINDEN Wo wir hier ja oft das Abseitige und selbst das Abstruse würdigen, muss einmal dem Eindruck entgegen getreten werden, dies alles suggeriere Unernst. So ist es nicht.

Von Antje Sirleschtov

Foto: Rückeis / Montage: DP

HINTER DEN LINDEN

Wo wir hier ja oft das Abseitige und selbst das Abstruse würdigen, muss einmal dem Eindruck entgegen getreten werden, dies alles suggeriere Unernst. So ist es nicht. Greifen wir also tief in unseren Papierkorb und ziehen wir etwas hervor, das kraft seiner Ablage im Müll seine mangelnde Bedeutung bewiesen hat. Dennoch lässt sich daraus vielleicht eine politische Lehrstunde basteln.

Also. Was haben wir denn da? Ach ja. Wunderbar. Ein Anwalt, der seinen Nachnamen auch noch mit einem Minister teilt, und der uns darauf hinweist, dass die Pläne von Wirtschaftsminister Wolfgang Clement zur Lockerung des Kündigungsschutzes desaströs seien. Sehr gutes Unterrichtsmaterial! Der Anwalt weist nämlich darauf hin, dass etliche seiner Kollegen derselben Ansicht seien. Und man möge doch zeitnah hierüber berichten. Da haben wir schon die Schlagzeile vor Augen: „Deutschlands Jurisprudenz erhebt sich gegen Clement.“ Warum wir die nicht drucken? Sie wissen doch, wie Politik funktioniert. Man schaltet, so man Interessen hat, gern Dritte ein, die den unabhängigen Sachverständigen mimen und einem den Rücken stärken. Am besten Leute, die Eindruck schinden; weiße Kittel und Professorentitel machen sich da gut. Horden von Anwälten erheischen auch Aufmerksamkeit. Nur wissen wir halt auch, dass die Anwälte, die hier gegen Clement zu Felde ziehen, vor allem Anwälte in Diensten der IG Metall sind. Doch das wäre politisch viel zu schnöde gewesen, einfach als Gewerkschaftslobby den Clement zu bekritteln. So aber hätte es fast funktioniert. Aber nur fast. Stattdessen wissen wir nun noch besser, wie Einflussnahme funktioniert. Sagen Ihre Politiklehrer.

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