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Politische Krise in Athen: Griechenland: Randale geht nach Generalstreik weiter

Ein landesweiter Generalstreik hat das Leben in Griechenland weitgehend lahm gelegt. In Athen und Thessaloniki kam es erneut zu Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei. Human Rights Watch forderte indes eine unabhängige Untersuchung für den den Tod des 15-jährigen Jungen.

Nach den schweren Ausschreitungen der vergangenen Tage haben landesweite Streiks das Leben in Griechenland am Mittwoch weitgehend lahmgelegt. Betroffen war vor allem der Verkehrsbereich. Wegen eines 24-stündigen Ausstands der Flutlotsen wurden alle nationalen und internationalen Flüge gestrichen. Der griechische Luftraum sollte erst am späten Abend wieder geöffnet werden. Die Proteste richteten sich gegen die Wirtschaftspolitik der konservativen Regierung. Im Laufe des Tages kam es im Zentrum Athens wieder zu gewalttätigen Auseinandersetzungen, doch in geringerem Maße als zuvor.

Polizisten in Untersuchungshaft

Vier Tage nach dem Tod eines 15-Jährigen durch eine Polizeikugel entschieden Staatsanwalt und Untersuchungsrichter am Abend nach mehrstündigen Beratungen, den Polizisten in Untersuchungshaft zu nehmen. Zuvor hatte der Rechtsanwalt des Mannes, aus dessen Waffe der tödliche Schuss abgegeben worden war, griechischen Medien gesagt, die ballistische Untersuchung der Kugel entlaste seinen Klienten.

Die tödliche Kugel sei ein Querschläger gewesen, so der Jurist. Die Autopsie der Leiche habe ergeben, dass die tödliche Kugel "ein bißchen verformt" sei. Das weise darauf hin, dass sie "auf einen harten Untergrund prallte", bevor sie in die Brust des Opfers schlug. Der Tod des Jungen hatte die schwersten Krawalle seit Jahrzehnten in Griechenland ausgelöst. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) forderte in London eine unabhängige Untersuchung des Falls. Die Polizei habe widersprüchliche Angaben zum Tod des Jugendlichen gemacht.

Der 37-jährige Polizist sagte mehrmals aus, er habe drei Warnschüsse abgefeuert; das Opfer sei von einem Querschläger getroffen worden. Er hofft nun, nicht wegen Totschlags oder gar Mord belangt zu werden. Einem 31-jährigen Polizei-Kollegen wird Beihilfe zum Totschlag vorgeworfen. Auch er bleibt in Untersuchungshaft.

An der Straße, wo der Schüler Alexandros Grigoropoulos getötet wurde, legten Passanten Blumen nieder. "Wir werden Dich nie vergessen", schrieben sie auf Zetteln an der Hauswand.

Das Oberhaupt der Orthodoxen Kirche des Landes, Erzbischof Ieronymos II., rief am Abend alle Griechen zur Eintracht auf. Zur Überwindung der Krise müssten alle, Kirche, Politiker, Gewerkschaften und Bürger zusammenarbeiten, sagte der Erzbischof.

Entschädigungen für beschädigte oder geplünderte Geschäfte

Im Zentrum Athens waren am Mittwoch die meisten zerstörten Geschäfte mit Wellblech provisorisch gesichert. Andere Ladenbesitzer versuchten, ihre Schaufenster wieder einzurichten.

Der griechische Regierungschef Kostas Karamanlis versprach den Geschädigten günstige Kredite und eine Soforthilfe von 10.000 Euro für jeden Laden, der zerstört wurde. Die Schäden der schweren Unruhen in Athen fielen allerdings erheblich geringer aus als zunächst angenommen.

Wie der Verband der Geschäftsleute am Mittwoch bekanntgab, wurden insgesamt 435 Läden und andere Gebäude in Athen beschädigt. Der Sachschaden wird von den Besitzern auf zusammen etwa 50 Millionen Euro geschätzt. Schwere Schäden gab es auch in 16 Banken, zwei Supermärkten, drei Kinos und drei Theatern. Über die Schäden in anderen Städten lagen noch keine Angaben vor. Der Gesamtschaden war zunächst auf bis zu eine Milliarde Euro geschätzt worden.

Proteste erfassen auch Deutschland

Auch in Deutschland gab es weitere Proteste. Am Dienstagabend kam es nach einer Kundgebung vor dem griechischen Konsulat in Frankfurt/Main zu Ausschreitungen. Dabei ging unter anderem die Schaufensterscheibe einer Bank zu Bruch, außerdem wurden Mülltonnen und ein Bauzaun demoliert, berichtete die Polizei. Im nordrhein- westfälischen Minden randalierte eine Gruppe vermummter junger Leute unter dem Motto "Griechenland, das war Mord". In Frankfurt nahm die Polizei sieben Menschen vorübergehend in Verwahrung.(sgo/leu/dpa)

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