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Politik: Politischer Patient

Dieter Althaus geht es besser. Thüringens CDU hofft, dass er bald wieder ganz der Alte sein wird

Berlin - Die Nachricht wurde in Erfurt mit Erleichterung aufgenommen: Dieter Althaus ist aus dem künstlichen Koma erwacht, offenbar in einer den Umständen nach guten Verfassung, und die Ärzte geben sich vorsichtig optimistisch. „Er ist ansprechbar und kann Arme und Beine bewegen“, teilte der thüringische Regierungssprecher Fried Dahmen mit. Althaus habe sein Geburtsdatum nennen können und seine Frau erkannt. Ein erfreuliches Zeichen bei einem Hirnverletzten. Auch dass die Ärzte glauben, der thüringische Ministerpräsident könne möglicherweise schon in der kommenden Woche nach Erfurt verlegt werden, ist ein positives Signal. Und noch mehr, dass die österreichischen Mediziner erwarten, dass der CDU-Politiker wieder vollständig gesund wird.

Spekulationen, dass die thüringische Union nun einen Plan B für die Landtagswahl im August braucht – ein Wahlkampszenario ohne Althaus –, haben sich damit am Samstag vorerst erledigt. In Erfurt geht man davon aus, dass der Landeschef in absehbarer Zeit wieder in die Politik einsteigen kann. Vorerst aber wird Althaus fehlen. Bei den Gesprächen über das Konjunkturpaket in der kommenden Woche, dann auch bei der Klausurtagung des CDU-Bundesvorstands am Freitag – ausgerechnet in Erfurt. Und zweifellos auch in den Wochen darauf. Denn die Genesung werde „einige Zeit“ in Anspruch nehmen, sagte der Schwarzacher Klinikdirektor Reinhard Lenzhofer.

Regiert wird in Thüringen auch weiterhin. Finanzministerin Birgit Diezel hat als stellvertretende Ministerpräsidentin zunächst einmal die Amtsgeschäfte des Ministerpräsidenten übernommen, wie das nach den Regeln der Regierung vorgesehen ist. In der Staatskanzlei sitzt ein enger Vertrauter von Althaus, der Bundesrats- und Europaminister Klaus Zeh, der nun vor allem die Gespräche zum Konjunkturpaket in Berlin führen wird – ganz im Sinne des Chefs.

Aber selbst wenn die Gesundung des führenden CDU-Politikers in Thüringen schnell und komplikationslos verläuft – in den kommenden Wochen wird sich stets die Frage stellen, wie Althaus den Unfall wegsteckt, wie er mit dem Tod der 41-jährigen Slowakin zurechtkommt, die nach der Pistenkollision starb, möglicherweise auch, was die routinemäßigen Ermittlungen der steirischen Polizei nach sich ziehen. Wird Althaus, der als Politiker stets hohes Tempo geht, so weitermachen können wie zuvor? Kann er einen angesichts der knappen Mehrheitsverhältnisse in Thüringen zweifellos harten Wahlkampf an der Spitze so durchfechten, wie sich die CDU das gedacht hat?

In jedem Fall zeigt sich, dass hinter dem agilen Althaus in der Landes-CDU eine beträchtliche Lücke klafft und die Partei personalpolitisch etwas ausgedünnt wirkt. Zwar sitzt der Landtagsfraktion der umtriebige Mike Mohring vor, der sich auf seiner Website als „rising star“ vorstellt – aber eben nicht als „shining star“. Die Kabinettsmitglieder wirken im Vergleich zu Althaus eher rechtschaffen und bieder. Allenfalls zwei Ministern wird überhaupt zugetraut, im schlimmsten Fall das Ruder zu übernehmen: zum einen der Sozialministerin Christine Lieberknecht und – eher noch – dem Bauminister Gerold Wucherpfenning, seit den frühen 90er Jahren ein Weggefährte und enger Vertrauter von Althaus. Kein Wunder also, dass man in der Thüringer CDU betet und bittet, Althaus möge bald wieder der Alte sein.

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