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Porträt: Al-Dschafari: Schiitenführer mit unscharfem Profil

Der irakische Regierungschef Ibrahim al- Dschafari verkörpert mit seiner ruhigen sachlichen Art den Gegenentwurf zu dem aufbrausenden früheren Diktator Saddam Hussein.

Bagdad/Kairo - Der stets blasse Schiit mit dem kurzen grauen Bart ist Vorsitzender der Missions-Partei (Hisb al-Dawa), deren Mitglieder das Saddam- Regime einst blutig verfolgt hatte.

Eine beeindruckende Leistungsbilanz hat er seit seiner Ernennung zum Übergangsministerpräsidenten im vergangenen Frühjahr nicht vorzuweisen. Die Sicherheitslage ist immer noch schlecht und auch die Versorgung mit Strom und Benzin ist nach wie vor lückenhaft. Auch überschatten Korruptionsvorwürfe gegen Angehörige der Übergangsregierung seine Amtszeit.

Ibrahim al-Dschafari, der 1947 als Sohn einer frommen Familie in der schiitische Pilgerstadt Kerbela geboren wurde, hat lange Zeit in Großbritannien und Iran im Exil verbracht. Er hat Medizin studiert und nebenbei auch Religionsstudien betrieben. Zu den wichtigsten Aufgaben seiner neuen Amtszeit zählt er die Durchsetzung der im vergangenen Oktober per Referendum angenommenen Verfassung, die den Schiiten eine weitgehende Eigenständigkeit in den Südprovinzen ermöglichen würde.

Al-Dschafari gilt als Kompromissfigur. Bislang hat er wenig Führungsqualitäten bewiesen und ist vielleicht gerade deshalb bei den Vertretern der anderen Schiiten-Parteien nicht auf Widerstand gestoßen. Konflikte hatte es in der Übergangszeit zwischen Al- Dschafari und Übergangspräsident Dschalal Talabani gegeben. Der Kurde Talabani fühlte sich von dem schiitischen Regierungschef oft übergangen. (tso/dpa)

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