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Than Shwe

© AFP

Porträt: Brutaler Herrscher im Verborgenen

Selten zeigt er sich in der Öffentlichkeit und doch hat er ein Land völlig unter seiner Kontrolle: Than Shwe, Chef der Militärregierung in Birma.

Als dienstältester General der Junta sieht er sich selbst als Reinkarnation des Königs, doch seine Herrschaft übt er am liebsten aus dem Verborgenen aus. "Eine seiner größten Strategien ist es, alles geheim zu halten, so dass er jeden überraschen und das Land länger regieren kann", sagt der in Thailand lebende Oppositionelle Win Min. Seinen Regierungssitz ließ der 74-Jährige im Dschungel erbauen. Aus Naypyidaw, was übersetzt "Wohnsitz der Könige" heißt, regiert er mit einer starken Armee das südostasiatische Land.

Sein Leben begann Than Shwe in viel bescheideneren Verhältnissen. Der 1933 in Mandalay in Zentralbirma geborene Shwe arbeitete zunächst als Postbeamter in einer geschäftlich gut florierenden Kleinstadt nahe Mandalay. Mit 20 wechselte er als Offiziersanwärter in die Armee seines Landes, das nach der britischen Kolonialherrschaft erst wenige Jahre zuvor seine Unabhängigkeit erreicht hatte. Seine Feuertaufe als Leutnant erhielt er im Kampf gegen ethnische Minderheiten. Danach trat er einer Einheit bei, die sich auf psychologischen Krieg spezialisiert hatte.

Volksaufstand als Karriereschub

Als nach einem Militärputsch 1962 General Ne Win die Macht in Birma übernahm, machte dieser Than Shwe zum Leiter der Zentralschule für Politikwissenschaft in Phaung-gyi nahe Rangun. Shwe blieb dem Militär jedoch treu. Wenig später kehrte er in den Dienst der Armee zurück und kletterte Stück für Stück die Karriereleiter hinauf. Als 1988 ein Volksaufstand ausbrach, wurde General Ne Win gestürzt und General Saw Maung übernahm die Macht. Shwe wurde als eines der 21 Junta-Mitglieder zur rechten Hand von Maung.

Saw Maung führte 1990 Wahlen ein, die zur großen Überraschung des Militärs die oppositionelle Nationale Liga für Demokratie (NLD) gewann. Doch die Partei gelangte nie an die Macht. Als Than Shwe 1992 die Junta-Führung übernahm, hob er das Wahlergebnis auf und setzte NLD-Führerin und Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi unter Hausarrest, der bis heute andauert.

Rücksichtslos kämpfte Shwe auch gegen seine Widersacher im Militär. Im Oktober 2004 entließ er General Khin Nyunt, den mächtigen Chef des militärischen Geheimdienstes. Khin Nyunt und dessen Familie ließ er so wie hunderte andere Verbündete inhaftieren. "Was er anstrebte, war seine zukünftige Sicherheit, eine eigene Vormachtstellung, militärische Überlegenheit und Legitimität - genau in dieser Reihenfolge", sagte ein Beobachter aus Birma, der aus Angst vor Repressionen namentlich nicht genannt werden wollte.

Video sorgt für Skandal

Trotz seiner brutalen Herrschaft hält sich Than Shwe für einen Führer mit Visionen. "Er möchte offensichtlich als ein wohlwollender König in die Geschichte eingehen", sagte ein Beobachter. Royales Antlitz verlieh Shwe seiner Herrschaft, indem er wie einst die buddistischen Könige Pagoden, Brücken und Straßen bauen ließ.

Die Öffentlichkeit in Birma bekommt ihn jedoch kaum zu Gesicht. Than Shwe tritt selten auf und selbst staatlichen Medien untersagt er, ein Foto von ihm zu veröffentlichen. Doch im vergangenen Jahr wurde ein Video von der Hochzeit seiner Tochter publik. Darauf erstrahlte die Braut im Diamantenschmuck; der Sekt floss in Strömen. Von dem Reichtum Shwes können die meisten Menschen in Birma nur träumen, denn seit er die Herrschaft übernahm, gehört das Land zu den ärmsten der Welt. Den meisten Menschen bleibt gerade genug zum Leben. Strom und geschweige denn einen Fernseher können sich nur die Wenigsten leisten.

René Slama[AFP]

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