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Politik: Porträt: Carlo Maria Martini

Carlo Maria Martini (78) ist seit Jahren die Leitfigur der Reformer innerhalb der katholischen Kirche Italiens und deren Favorit für das Papstamt.

Rom (15.04.2005, 12:39 Uhr) - Der ehemalige Erzbischof von Mailand bezog bei nahezu allen heißen Themen Gegenposition zu den Konservativen, vom Thema der Dezentralisierung der Kirche über Sexualität bis zur Frage der Stärkung der Laien und der Frauen innerhalb der Hierarchie. Wegen seiner liberalen Linie haftet dem Jesuit das Etikett «Gegenpapst» an. Bisher saß noch nie ein Jesuit auf dem Stuhl Petri.

Der international angesehene Kirchenmann ist dennoch seit Jahrzehnten als Papst-Nachfolger im Gespräch, heute aber eher als Außenseiter. Immer wieder fiel sein Name, wenn über die Nachfolge Karol Wojtylas spekuliert wurde - das könnte ihm jetzt zum Nachteil werden: Der gesundheitlich angeschlagene Italiener gilt mittlerweile zu lange als «papabile», als papsttauglich.

Martini wurde im Februar 1927 in Turin geboren. Mit 17 Jahren trat er den Jesuiten bei. Er studierte Philosophie an der Jesuitenuniversität in Gallarate bei Mailand und Theologie an der theologischen Fakultät in Chieri, wo er 1952 im Alter von 25 Jahren zum Priester geweiht wurde. Später promovierte er an der päpstlichen Gregoriana-Universität, deren Rektor er 1978 wurde. Ein Jahr später schickte ihn Papst Johannes Paul II. wegen seiner Vermittlerqualitäten als Erzbischof nach Mailand.

Bis 2002 leitete Martini damit Europas größte Diözese und eines der größten katholischen Amtsgebiete der Welt. Der Professor für Fundamentaltheologie wurde in dem traditionsreichen Bistum rasch zu einem Bezugspunkt für Gläubige und Nichtglaubende. Tausende von jungen Menschen verfolgten seine regelmäßigen Gebete im Mailänder Dom, seine Bischofstexte erreichen Auflagen wie Bestseller. Im Februar 1983 erhielt Martini die Kardinalswürde. Bis 1993 war er Präsident des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen. (tso) (tso)

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