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Politik: Porträt: John Garang

John Garang hatte es geschafft. Zwei Jahrzehnte war er Rebellenchef im längsten Bürgerkrieg Afrikas, zwei Jahre lang saß er mit der sudanesischen Regierung am Verhandlungstisch.

Kairo (01.08.2005, 08:37 Uhr) - Vor gut drei Wochen wurde er schließlich Vizepräsident der Regierung, die er zuvor mit allen Mitteln bekämpft hatte. Der charismatische 60-Jährige war auf dem Höhepunkt seiner Macht. Neben seinem Regierungsposten in Khartum war er zugleich Präsident des Südsudans, der nach dem Friedensabkommen so gut wie unabhängig sein sollte.

Garang passte seine Kleidung gewissenhaft seinem Publikum an und trat entweder in Khaki-Uniform, im afrikanischen Batikhemd oder im dunklen Anzug mit randloser Brille auf. Bevor er in den Busch ging, um gegen sudanesische Regierungstruppen zu kämpfen, hatte er in den USA einen Doktortitel in Wirtschaftswissenschaften erworben und seine taktischen Fähigkeiten an einer amerikanischen Militärakademie geschult. Er war Offizier der sudanesischen Armee und sollte einen beginnenden Aufstand im Südsudan niederschlagen. Statt dessen desertierte er und setzte sich an die Spitze der Rebellenbewegung, die den Namen SPLA (Sudanesische Volksbefreiungsarmee) bekam.

Garang gehörte zum Stamm der Dinka, neben den Nuer die wichtigste Volksgruppe im Süden. Er stammte aus einer christlichen Familie aus dem winzigen Dorf Mabior, in dem die Menschen von Rinderzucht und Ackerbau leben. Seine Eltern starben, als er noch ein Kind war. Verwandte schickten ihn zur Schule, zunächst nach Rumbek, heute die provisorische Hauptstadt des Südens, später nach Tansania.

Seine Rebellenbewegung wurde von christlich-fundamentalistischen Gruppen in den USA finanziell unterstützt. Viele sahen den Bürgerkrieg zwischen Nord und Süd zunächst als einen Kampf der christlichen Rebellen gegen die Islamisierungsversuche der Regierung. In den eigenen Reihen war Garang dafür bekannt, dass er mögliche Rivalen schnell ausschaltete. Er überlebte selbst zahlreiche Anschlagsversuche.

Seine Rebellenbewegung konnte er so lange zusammenhalten, wie sie in der sudanesischen Regierung einen gemeinsamen Feind hatte. Seit der Unterzeichnung des Friedensabkommens im Januar 2005 waren jedoch alte Grabenkämpfe wieder aufgebrochen. (tso)

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