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Mario Soares 1974 nach der friedlichen Nelkenrevolution in Portugal, die dem Land die Demokratie brachte.

© AFP

Portugal: Ex-Präsident Mario Soares ist tot

Mario Soares, ehemaliger sozialistischer Regierungschef und Staatspräsident, ist tot. Das Land trauert um einen Politiker, der für den Aufbruch des Landes zur Demokratie steht.

Portugals früherer Präsident Mario Soares ist tot. Der Sozialist, der als Vater der portugiesischen Demokratie gilt und jahrzehntelang führende Posten in Staat und Regierung bekleidete, starb am Samstag im Alter von 92 Jahren, wie ein Krankenhaussprecher in Lissabon mitteilte.

Der frühere Staatschef war Mitte Dezember in die Klinik eingeliefert worden, nachdem sich sein Gesundheitszustand extrem verschlechtert hatte. Am Heiligen Abend war er nach Angaben seiner Ärzte in ein tiefes Koma gefallen, aus dem er nicht mehr erwachte.

Der politische Aufstieg von Soares begann nach dem Sturz der rechtsgerichteten Salazar-Diktatur in der Nelkenrevolution 1974. Von 1976 bis 1978 war der volkstümliche und rhetorisch begabte Politiker erstmals Ministerpräsident, zwischen 1983 und 1985 hatte er den Posten noch einmal inne.

Zu den großen Themen dieser Zeit zählten die Entlassung der portugiesischen Afrika-Kolonien in die Unabhängigkeit und die Ausrichtung des Landes nach Westeuropa. Soares war federführend an Portugals Aufnahmeverhandlungen mit der Europäischen Gemeinschaft beteiligt, die schließlich 1986 zum Beitritt führten.

"Ich bin ein armer Mann"

Von 1986 bis 1996 war Soares Portugals Präsident, bei seiner Wiederwahl 1991 stimmten mehr als 70 Prozent der Wähler für ihn. Als 80-Jähriger kandidierte er 2006 noch einmal für das Präsidentenamt, erlitt aber mit 14 Prozent eine enttäuschende Schlappe.

Nach der Niederlage zog er sich monatelang aus der Öffentlichkeit zurück, meldete sich dann aber immer wieder mit Kommentaren zum Zeitgeschehen zu Wort. Soares war ein scharfer Kritiker des Sparkurses, zu dem sich Portugal 2011 im Gegenzug für ein Rettungspaket der EU in der Schuldenkrise verpflichten musste. Der Sozialist beschuldigte andere europäische Länder, einem "Raubtierkapitalismus" verfallen zu sein.

Aufgewachsen war der 1924 geborene Soares in Gegnerschaft zur portugiesischen Diktatur. Sein Vater, ein ehemaliger Priester, war ein aktiver Diktaturgegner und verbüßte Jahre in Haft und im Exil. Soares betätigte sich schon als Student der Philosophie und Rechtswissenschaften politisch und wurde mehrfach festgenommen. 1968 wurde er in die Kolonie Sao Tomé verbannt, 1970 ging er ins Exil nach Frankreich.

1973 gründete er in Deutschland mit politischen Weggefährten die Sozialistische Partei, deren erster Generalsekretär er wurde. Nach der Nelkenrevolution im April 1974 reiste Soares per Bahn heim nach Lissabon, wo ihn tausende Menschen mit Jubel empfingen. 1975 war er maßgeblich daran beteiligt, einen kommunistischen Putschversuch abzuwehren.

Über sich selbst sagte Soares einmal: "Ich bin ein armer Mann, der das Glück hatte, Positionen zu beziehen und damit Recht zu haben." Als seine Antriebskräfte nannte er "eine große Lust zu leben und eine immense Neugier". (AFP)

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