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Politik: Präsident Eisenbohne

Roh Moo Hyun ist keiner, der den Weg des geringsten Widerstands wählt. Der Sohn eines Hühnerbauern lernte im Selbststudium Jura, weil ihm die Eltern keine Universitätsausbildung zahlen konnten.

Roh Moo Hyun ist keiner, der den Weg des geringsten Widerstands wählt. Der Sohn eines Hühnerbauern lernte im Selbststudium Jura, weil ihm die Eltern keine Universitätsausbildung zahlen konnten. Eher klein gewachsen, aber sehr willensstark, bekam er von seinen Mitschülern den Spitznamen „Eisenbohne“. Später kandidierte der damalige Gewerkschaftsaktivist lange im Süden Südkoreas für das Parlament – wo er kaum eine Chance gegen seine konservativen Gegner hatte. Die regionalen Mauern in der politischen Landschaft einzureißen, sei sein Wunsch. Nur sechs Jahre war Roh deshalb Abgeordneter, das höchste Regierungsamt, das er vor seiner Wahl zum südkoreanischen Präsidenten bekleidete, war das des Fischereiministers. Nur acht Monate, von August 2000 bis März 2001, saß er damals im Kabinett. Gefördert hat den 56Jährigen dabei vor allem sein politischer Ziehvater und Amtsvorgänger Kim Dae Jung.

Mit Kim Dae Jung verbindet Roh neben dem Ziel der Aussöhnung mit Nordkorea vor allem sein Kampf für Menschenrechte und Demokratie. Der begann 1981. Damals vertrat der bis dahin politisch unauffällige Anwalt einen Studenten, der an prodemokratischen Demonstrationen teilgenommen hatte. „Der Anblick von ausgerissenen Zehennägeln und Folter“ habe dann sein Leben verändert, sagt Roh. Er engagierte sich bis zum Ende der Fünften Republik 1988 als Menschenrechtsaktivist, im September 1987 kam er als einer der Anführer der Organisation „Juni-Kampf“ sogar für drei Wochen ins Gefängnis.

Inzwischen gilt der Vater von zwei Kindern als moderater Sozialdemokrat. Er wolle die Kluft zwischen Armen und Reichen beseitigen, hatte Roh kurz vor seiner Wahl gesagt. Andererseits versucht er nun die südkoreanischen Unternehmer zu beruhigen, die wegen seiner Nähe zu den Gewerkschaften etwas nervös geworden sind. Deshalb hat er in den vergangen Wochen auch wiederholt betont, dass ausländische Unternehmen in Südkorea weiter sehr willkommen sind. Bei seinen Landsleuten hat Roh Moo Hyun trotz seines Aufstiegs nach wie vor das Image des „guten Jungen von nebenan“. cir

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