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Michael Weigand hat einen zweifelhaften Ruf.

© Dieter Weichmann

Exklusiv

Präsidentenwahl: Zwielichtiger CDU-Wahlmann

Der Mönchengladbacher CDU-Politiker Michael Weigand ist Wahlmann für die Bundesversammlung - und Vorsitzender des Fußball-Fanklubs "preußen93". Dem Tagesspiegel liegen Dokumente vor, die ihn in Schwierigkeiten bringen könnten.

Michael Weigand war entzückt. Die erste Begegnung mit Joachim Gauck, schwärmte der CDU-Funktionär noch Tage später, hatte ihn tief beeindruckt. Als Mitglied des Marienthaler Kreises und künftiger Wahlmann für die Bundesversammlung am 18. März in Berlin hatte der Mönchengladbacher den Kandidaten für das Präsidentenamt persönlich erlebt und war sich hinterher sicher, den Ostdeutschen aus voller Überzeugung wählen zu können. „Ich bin mir hundertprozentig sicher“, gab er in den lokalen Zeitungen zu Protokoll, die entsprechende Berichte mit einem Foto von Gauck und Weigand anreicherten. Besonders beeindruckt hat ihn demnach, dass der künftige Präsident versprochen habe, die Integrationspolitik seines Vorgängers fortzusetzen. Spätestens an diesem Punkt haben einige Mönchengladbacher ihre Zeitung zweimal gelesen.

Bilder: Diese Dokumente könnten Michael Weigand in Schwierigkeiten bringen

In der Vergangenheit war Weigand nie aufgefallen, wenn es um Integration ging – ganz im Gegenteil. Er hatte sich eher gegen Gerüchte wehren müssen, möglicherweise auf dem rechten Auge blind zu sein. „Ich bin kein Rechtsradikaler“, hatte er sich dann zitieren lassen und die entsprechenden Vorwürfe jeweils als Fälschungen aus dem Internet gebrandmarkt.

Inzwischen tauchen allerdings Zweifel auf, ob ihm diese Methode helfen wird. Dem Tagesspiegel liegen Dokumente vor, die Weigand in Schwierigkeiten bringen könnten – Bilder und Texte von der vor Monaten abgeschalteten Vereins-Webseite, die über ein Internetarchiv in den USA rekonstruiert wurde.

Der studierte Historiker und frühere Mitarbeiter des CDU-Bundestagsabgeordneten Günter Krings hat vor allem mit seiner Liebe zum Fußballklub Borussia Mönchengladbach den Weg in die Öffentlichkeit gefunden.

Bei Borussia ist Weigand der „Preußenkönig“

Als Vorsitzender des Fanklubs „preußen93“ zählt er unter dem Namen „Preußenkönig“ zu den Anhängern und hat dort Gleichgesinnte um sich geschart. Die denken, wie die Dokumente zeigen, nicht nur bezogen auf die Borussia wie Weigand. Unter Paragraf elf der Satzung wird festgelegt: „Preuße wird, wer ein Deutscher männlichen Geschlechts ist.“ Der Fanklub, heißt es weiter, „stellt die Unterstützung seines Vereins mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln in das Zentrum seines Handelns“. Weil das so ist, „erkennen Preußen die nachfolgende Ordnung als ihr Wort gewordenes Selbstverständnis, auf das unser Ruf wie Donnerhall in alle Welt erschallen möge“. Im Abschnitt innere Ordnung wird dann unter Paragraf 21 festgelegt, dass „Michael Weigand zeit seines Lebens Vorsitzender des Fanklubs Preußen93“ ist.

Auf der rekonstruierten Internetseite „preuszen93“ finden sich weitere Belege, die Fragen aufwerfen. So ist eine Truppe der Preußen im Jahre 2001 offenbar nicht nur für den Fußball nach Nürnberg gefahren. Auf dem Reichsparteitagsgelände posieren zehn Mitglieder mit der Fahne, eben dort, wo Adolf Hitler den aufmarschierten Massen seine Sicht der Dinge vermittelt hat. In einem Forumsbeitrag hat ein anderer Fanklub unter dem Namen „Tribünenhocker“ ein Foto eingestellt, auf dem viele glatzköpfige Männer mit freiem Oberkörper in die Kamera lächeln und der Linksaußen die rechte Hand so hebt, dass sie als Hitlergruß gewertet werden kann.

Auf Anfrage des Tagesspiegels sagte Weigand,  er persönlich sei in Nürnberg nicht auf dem Bild zu sehen und das Foto der Tribünenhocker sei später auch von der Seite entfernt worden. Zur Satzung erklärte er, diese sei im Jahre 2003 von Hackern geknackt und entsprechend verändert worden. In der NRW-CDU zeigte man sich am Dienstag überrascht von diesem Teil der Vergangenheit Michael Weigands und versprach eine Prüfung des Vorgangs.

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