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Präsidentschaftswahl: Chávez gilt als Sieger

Als haushoher Favorit geht Venezuelas Präsident Hugo Chávez in die Präsidentschaftswahl am Sonntag, bei der er sich um sechs weitere Jahre an der Spitze des Landes bewirbt.

Caracas - Der gemeinsame Kandidat der Opposition, der Sozialdemokrat Manuel Rosales, dürfte diversen Umfragen zufolge mit zwischen sechs und 30 Prozent Rückstand aus der Abstimmung hervorgehen. Fast ein Drittel der Wähler wird den Urnen allerdings voraussichtlich fernbleiben, Experten zufolge wegen ihrer Zweifel an der Unparteilichkeit der Aufsichtsbehörde, die sie fest an der Seite des populistischen Präsidenten und seiner Anti-Amerika-Kampagne glauben.

Chávez ist seit 1998 an der Macht, in den Jahren 2000 und 2004 ließ er sich durch Volksabstimmungen erneut "legitimieren". Am Sonntag stellt er sich einer richtigen Wahl, doch Oppositionskandidat Rosales hat bereits angedeutet, dass er Unregelmäßigkeiten nicht ausschließt. Er werde das Ergebnis respektieren, "wenn es transparent ist und die Spielregeln nicht plötzlich geändert werden", kündigte er an. Rund 1200 in- und ausländische Beobachter verfolgen den Urnengang. Im vergangenen Jahr hatte die Opposition die Parlamentswahlen mit der Begründung boykottiert, die Wahlbehörde (CNE) sei parteiisch. Sämtliche Sitze gingen so an die "Chavisten".

Präsident geht von einem Komplott gegen ihn aus

Doch auch der Präsident selbst ergeht sich in Verschwörungstheorien und wirft der Opposition vor, ein Komplott gegen ihn zu schmieden. Im April 2002 war ein Staatstreich gegen Chávez abgewendet worden, den auch Sozialdemokrat Rosales unterstützt hatte. "Wir wissen, dass wir eine Opposition brauchen. Rosales hat eine echte Chance, aber wenn er sich in Abenteuern verliert wie im April 2002, dann hat er verloren", warnte Vizepräsident Jose Vicente Rangel.

Chancenlos scheint Rosales tatsächlich nicht zu sein, zumindest hat er bei seinen Wahlveranstaltungen regelmäßig begeisterte Massen um sich versammelt. Damit könnte er zumindest das Ausmaß eines Wahlsieges begrenzen, der von vorneherein besiegelt scheint. Das US-Umfrageinstitut Zogby International und die Universität von Miami ermittelten bei ihrer jüngsten Erhebung 60 Prozent der 16 Millionen Wahlberechtigten für Chávez gegen 31 Prozent für Rosales, der Gouverneur des ölreichen Bundesstaates Zulia an der Grenze zu Kolumbien ist. Die Opposition hofft jedoch auf "versteckte Stimmen", also derjenigen Bürger, die angesichts der Übermacht des Präsidentenlagers in Umfragen nicht wagen, ihre wahre Entscheidung preiszugeben.

Versammlungsfreiheit fürs Wochenende aufgehoben

"Diejenigen, die für Rosales stimmen, sind in erster Linie gegen Chávez" und nicht unbedingt für den Gouverneur von Zulia, meint Saul Cabrera, Chef des Umfrageinstituts Consultores 21. Angesichts der sehr angespannten Atmosphäre hat das Innenministeriums bereits die Versammlungsfreiheit am Samstag und Sonntag aufgehoben, auch ein Verbot der Veröffentlichung von ersten Schätzungen wird nicht ausgeschlossen.

Er wolle "dem Volk, den Armen, den Menschen die weinen, arbeiten und lernen" mehr Macht geben, sagte Chavez auf seiner Abschlusskundgebung in Caracas. Der Präsident und Ex-Militär, der auf den Ölreichtum seines Landes bauen kann, will auch auf internationaler Ebene diese Rolle spielen, wo er keine Gelegenheit auslässt, die USA und ihre Politik zu konterkarieren. So unterstützt er Irans Atomprogramm und kauft Waffen in Russland. Sein Ziel, sich wie eine Art zweiter Fidel Castro als lateinamerikanischer Führer zu etablieren, scheint aber in weiter Ferne. Einer von ihm ins Leben gerufenen Bolivarischen Allianz für die Amerikas traten bislang nur Kuba und Bolivien bei. (tos/AFP)

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