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Die Überraschung des Wahlabends. Die Kandidatin der Front National, Marine Le Pen, feiert in Paris vor ihren Anhängern das starke Abschneiden der Rechtsextremen. Am 1. Mai will sie ihre Haltung zur Stichwahl zwischen dem Sozialisten François Hollande und dem Präsidenten Nicolas Sarkozy bekanntgeben. Foto: Ian Langsdon/dpa

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Präsidentschaftswahl in Frankreich: Die Dritte triumphiert

Marine Le Pen sammelt für die Rechte mehr Stimmen als ihr Vater – den Präsidenten will sie nicht stützen.

„Marine! Marine! Marine!“ Kaum waren um 20 Uhr am Sonntagabend die Ergebnisse der ersten Runde der französischen Präsidentenwahl von den Fernsehsendern ausgestrahlt worden, da bricht im Equinox, einem Kongresssaal im 15.Pariser Arrondissement, in dem Marine Le Pen, die Präsidentin und Kandidatin der rechtsextremen Nationalen Front, ihre Anhänger zur Wahlparty eingeladen hat, ohrenbetäubender Jubel aus. Fahnen werden geschwenkt, die Anwesenden fallen sich um den Hals, und immer wieder rufen sie „Marine! Marine“.

Die 43-Jährige, die die Führung ihrer Partei vor über einem Jahr von ihrem Vater Jean-Marie Le Pen übernommen hatte, hat das beste Ergebnis geholt, das die Nationale Front seit ihrer Gründung vor drei Jahrzehnten eingefahren hat. Mit knapp 20 Prozent der Stimmen erzielte sie ein besseres Ergebnis als ihr Vater jemals erreichte. Sie widerlegte die Umfragen, die ihr viel weniger zugebilligt hatten, landete hinter dem Sozialisten Francois Hollande und dem Amtsinhaber Nicolas Sarkozy auf dem dritten Platz und errang damit eine Art Sieg in dieser Präsidentenwahl.

In Marseille wie in allen anderen Orten in Frankreich standen am Sonntag zehn Kandidaten zur Wahl. Wen die 44,5 Millionen Wahlberechtigten zum Präsidenten oder zur Präsidentin küren, entscheidet sich aber erst in einer Stichwahl am 6. Mai.
In Marseille wie in allen anderen Orten in Frankreich standen am Sonntag zehn Kandidaten zur Wahl. Wen die 44,5 Millionen Wahlberechtigten zum Präsidenten oder zur Präsidentin küren, entscheidet sich aber erst in einer Stichwahl am 6. Mai.

© AFP

Von einem „kleinen Erdbeben“ sprach der Politologe Jean Yves Camus. Die Nationale Front habe sich dauerhaft in der politischen Landschaft Frankreichs festgesetzt. Jean-Marie Le Pen fasste den Stolz auf seine Tochter, der er die Führung der Front lange Zeit nicht zugetraut hatte, in dem einfachen Satz zusammen: „Nicolas Sarkozy ist geschlagen.“

Von der extremen Rechten, der er mit Erklärungen über die Einwanderung, den Islamismus oder die innere Sicherheit Stimmen abjagen wollte, hat der um seine Wiederwahl kämpfende Sarkozy keine Unterstützung zu erwarten. Von Marine Le Pen wird es keine Empfehlung zur Stimmabgabe für Sarkozy in der Stichwahl geben. „Wir sind die neue Rechte“, ruft sie, als sie das Podium, betritt. „Das Monopol der etablierten Parteien ist gebrochen. Millionen Franzosen sind in den Widerstand getreten. Das Volk Frankreichs hat seine Freiheit wiedergewonnen.“

Schon eine Stunde vor Bekanntgabe der Ergebnisse hatte Sarkozy seine engsten Mitarbeiter in seinem Büro im Elysée-Palast um sich versammelt, um die Lage zu beraten und mit ihnen seinen Auftritt vor den Fernsehkameras vorzubereiten. Es dauerte aber bis kurz vor 22 Uhr, ehe er an ans Mikrofon trat. Sarkozy wirkte ernst. Er lobte die Wahlbeteiligung von 80 Prozent. Es sei ein „Votum der Krise“ gewesen, er verstehe die Ängste und Sorgen der Wähler. Jetzt komme die „Stunde der Wahrheit“, in der die Wähler in Kenntnis der Projekte und der Persönlichkeiten der Kandidaten entscheiden würden, sagte er. Dann forderte er seinen Gegner Hollande, ohne dessen Namen zu nennen, zu drei Fernsehduellen auf statt der bisher üblichen einzigen TV-Konfrontation der Kandidaten vor der Stichwahl. Hollande hatte dies schon vor der Wahl abgelehnt. Eine „Sanktion“ Sarkozys nennt er den Wahlausgang. Mit Jean-Luc Mélenchon von der Linksfront und Eva Joly von den Grünen, die zu seiner Unterstützung aufgerufen haben, werde er dafür sorgen, dass die Wende in zwei Wochen definitiv erfolge.

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