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Gespanntes Warten. Auch am Tag vier nach der Präsidentschaftswahl in Kenia haben die Kenianer geduldig auf ein Ergebnis gewartet. Die Wahlkommission hat versprochen, am Freitag ein vorläufiges amtliches Endergebnis zu verkünden. Das Foto zeigt einen Mann beim Abwaschen in Kibera. Wie alle hört er aufmerksam Radio, um ja kein Ergebnis zu verpassen.

© dpa

Präsidentschaftswahl: Kenyatta führt bei der Wahl in Kenia

Eine Stichwahl ist dennoch wahrscheinlich. Wenn Kenyatta im ersten Wahlgang nicht 50 Prozent plus eine Stimme erreicht, findet am 11. April eine Stichwahl statt.

Am Freitag, vier Tage nach der Wahl, hat es die kenianische Wahlkommission geschafft, die rund 13 Millionen Stimmzettel auszuzählen. Zumindest hatte sie das fest vor. Bis zum Abend sollte ein Ergebnis vorliegen. Tagelang war das öffentliche Leben in Kenia auf ein Minimum zusammengeschrumpft. Die Schulen blieben geschlossen, nur wenige Läden hatten geöffnet. Die meisten Menschen saßen in Gruppen vor Fernsehern oder Radios, um die neuesten Auszählungsergebnisse nicht zu verpassen. Der Chef der Wahlkommission IEBC, Isaac Hassan, entschuldigte sich am Freitag dafür, dass es so lang gedauert hatte, und dass sämtliche technischen Systeme, die eine transparente Wahl hätten garantieren sollen, ausgefallen waren.

Die Kenianer haben geduldig gewartet. Und während sie warteten, wurde das Rennen zwischen dem seit Montag führenden Vizepräsidenten Uhuru Kenyatta und Premier Raila Odinga immer spannender. Um die Wahl zu gewinnen, musste einer der Kandidaten mindestens 50 Prozent plus eine Stimme gewinnen und zudem in 25 von 47 Regionen die Mehrheit haben. Gelingt das keinem der Kandidaten, gibt es am 11. April eine Stichwahl.

Tagelang sah es nicht so aus, als könnte Raila Odinga seinen Rivalen Uhuru Kenyatta auf dem Weg ins State-House, den Regierungssitz in der Hauptstadt Nairobi, noch aufhalten. Doch am Freitag kamen mehr und mehr Wahlkreise hinzu, in denen Odinga eine Mehrheit gewinnen konnte, was Kenyattas Ergebnis immer wieder unter 50 Prozent drückte. Am Abend lag dann der 51-jährige Kenyatta wieder vorn: Er kam nach Auszählung von 266 der insgesamt 291 Wahlbezirke auf 5,8 Millionen Stimmen, der 68-jährige Odinga auf nur 4,7 Millionen.

Viele Kenianer hofften am Freitag auf eine Stichwahl. Denn am Donnerstag hatte sich der designierte Vize von Raila Odinga, Kalonzo Muyoka, über Fälle von Wahlbetrug beschwert. Deshalb war eine Gruppe von Bürgerrechtsorganisationen vor den obersten Gerichtshof gezogen, um die weitere Auszählung zu stoppen und noch einmal ganz von vorn zu beginnen. Das Gericht schmetterte die Klage ab und erklärte sich erst dann für die Behandlung von Wahlkonflikten zuständig, wenn das vorläufige amtliche Endergebnis verkündet ist.

Viele sind überzeugt, dass Raila Odinga bei einer Stichwahl die besseren Chancen hätte. Denn bis dahin dürfte mehr Menschen bewusst geworden sein, wie kompliziert ein Präsident Uhuru Kenyatta die Lage für Kenia machen könnte. Am Donnerstag entschied der Internationale Strafgerichtshof (IStGH) in Den Haag endgültig, den Prozessauftakt gegen Kenyatta zu verschieben. Er ist nun vom 11. April auf den 9. Juli verlegt worden. Kenyatta und sein designierter Vize William Ruto müssen sich beide wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit verantworten. Sie hatten vor fünf Jahren nach der Wahl auf verschiedenen Seiten die Unruhen angeheizt und tragen nach Einschätzung der Chefanklägerin des IStGH Verantwortung für 1300 Tote und 600 000 Vertriebene nach der Wahl Ende 2007. Rutos Prozessauftakt wurde am Freitag vom 10. April auf den 28. Mai verschoben. Kenyatta und Ruto hatten den Wahlkampf als antiimperialistische Kampagne gegen den IStGH inszeniert. In den quälend langen Tagen der Auszählung hatte Kenyatta Großbritannien Einmischung vorgeworfen.

Außenminister Guido Westerwelle bat die Kenianer am Freitag noch einmal um Geduld. Die verfeindeten Kandidaten hielten sich mit Protestaufrufen auffallend zurück. Ganz anders als vor fünf Jahren.

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